USA:In der Besatzungszone

Viele schwarze Bürger fühlen sich von der Polizei schlecht behandelt. Es ist wichtig, dies friedlich anzuprangern.

Von Nicolas Richter

Nach dem Tod des jungen Schwarzen Michael Brown vor einem Jahr in Ferguson haben sich die USA so intensiv mit Polizeigewalt und Rassismus beschäftigt wie nie seit den Unruhen von Los Angeles im Jahr 1992. Die Öffentlichkeit hat es als systemisches Problem erkannt, dass die Staatsgewalt immer wieder schwarze, unbewaffnete Männer tötet. Es gibt jetzt erstmals verlässliche Statistiken: Seit Browns Tod soll die Polizei landesweit mehr als tausend Menschen getötet haben, unter ihnen mindestens zwei Dutzend unbewaffnete Schwarze.

Manchmal liegt die Ursache der exzessiven Staatsgewalt in Amerikas Waffenschwemme, die Polizeiarbeit lebensgefährlich macht, manchmal liegt es an schlecht ausgebildeten, martialisch auftretenden Beamten, manchmal ist Rassismus im Spiel. Auf jeden Fall leiden Amerikas Schwarze mehr unter der Polizei als Weiße. Das beginnt damit, in welchem Ton weiße Polizisten sie ansprechen, setzt sich fort in willkürlichen Kontrollen oder drakonischen Strafen wegen Drogenbesitzes und endet zuweilen mit dem Tod.

Von Ferguson bis Baltimore fühlen sich etliche schwarze Bürger wie in einer Besatzungszone, ohne Perspektiven, dafür aber Schikanen, Demütigungen und Gewalt ausgesetzt. Es ist gut, dass schwarze Aktivisten - meist friedlich - gegen die Missstände protestieren. Es ist gut, dass sie auch ein Jahr nach dem Tod Browns an Amerikas Schattenseiten erinnern.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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