USA:Donald sucht Donaldchen

Die Scaramucci-Affäre zeigt: Trump ist als Vorgesetzter unfähig.

Von Stefan Kornelius

Das Weiße Haus war noch nie ein Hort der Nächstenliebe und des kalkülfreien Wohlverhaltens. Wer einen selbstlosen Umgang des politischen Spitzenpersonals auch und gerade in den USA erwartet, der soll weiter träumen. Auch in der Regierungszentrale geht es selbstverständlich um Macht und Ehrgeiz und Durchsetzungskraft.

Freilich macht es einen Unterschied, wie tief einer dabei in die Gosse taucht, und ob er unter Selbstüberschätzung leidet. Der nun geschasste Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci hat sowohl als Kenner der Gosse als auch im Grad seiner Selbstverliebtheit Maßstäbe gesetzt. Sein eigentlicher Fehler aber war es, sich mit den beiden Großlagern angelegt zu haben. Wer sowohl die Traditionalisten als auch die Ideologen im Umfeld des Präsidenten beleidigt, der ist nicht nur größenwahnsinnig, sondern auch dumm.

All dies fiele in die Abteilung Unterhaltung, wenn diese Personalie nicht ein Flutlicht würfe auf den für die Einstellungspraxis zuständigen Behördenleiter: den Präsidenten. Es gehört zu den allerersten Erfahrungen von Vorgesetzten, dass sie sich gerne mit Leuten umgeben, die ihnen ähnlich sind. Danach erst kommt die Erfahrung, dass diese Personalwahl nicht immer klug ist. Die Episode Scaramucci zeigt, dass Trump kein Gespür für Mitarbeiter hat. Er ist eben wie Scaramucci: selbstverliebt und größenwahnsinnig.

© SZ vom 02.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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