USA:Der Spion hinter Putins Schreibtisch

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Er hatte Zugang zu den höchsten Kreisen im Kreml: Laut übereinstimmenden Medienberichten versorgte ein russischer Beamter US-Dienste über Jahre mit brisanten Informationen.

Von Andrea Bachstein, München

Die USA hatten offenbar in Russland über Jahre einen Spion in der Kremlbürokratie platziert, der auch Zugang zu Präsident Wladimir Putin hatte. Dieser "Maulwurf" sei aber 2017 von der CIA abgezogen worden, das haben die New York Times und der Sender CNN am Dienstag veröffentlicht. Den Berichten nach war der Spion über Jahrzehnte in der russischen Regierungsverwaltung immer weiter aufgestiegen und hatte schließlich sogar die Möglichkeit, Akten auf Putins Schreibtisch zu fotografieren. Laut New York Times war er maßgebliche Quelle der Informationen, aus denen die US-Geheimdienste den Schluss zogen, dass Putin selbst die russische Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 begleitete.

Die russische Zeitung Kommersant schrieb, es handle sich bei dem Maulwurf um einen damaligen Beamten im Moskauer Präsidialamt namens Oleg Smolenkow, der für einen der Chefberater Putins gearbeitet habe. Smolenkow habe sich bei einem Montenegro-Urlaub mit der Familie abgesetzt und lebe inzwischen im US-Bundesstaat Virginia nahe Washington.

Widersprüchlich sind die Berichte über die Gründe für den Abzug des Maulwurfs aus dem Kreml. CNN zufolge brachte der US-Geheimdienst den Spion in Sicherheit aus Sorge, dass er auffliegen könnte - zu viele Leute in der US-Regierung hätten von ihm gewusst. Demnach sei die Entscheidung für seinen Abzug gefallen, kurz nachdem US-Präsident Donald Trump 2017 im Weißen Haus zwei russische Beamte empfangen habe. Trump habe vor den Besuchern geheime nachrichtendienstliche Erkenntnisse der USA ausgeplaudert. Die Informationen hätten möglicherweise auf den Maulwurf im Kreml hinweisen können. Die New York Times berichtet hingegen, die Vorgänge hätten mit Trumps Verhalten nichts zu tun. Eine Sprecherin des Weißen Hauses nannte die CNN-Darstellung nicht nur falsch, sondern sie könne auch Leben gefährden.

Durch den Abzug des Mannes, schreibt die New York Times, seien die Augen der CIA in Russland nun "erblindet" für die Suche nach Erkenntnissen über eine mögliche russische Einflussnahme auf die US-Kongresswahlen 2018 und die Präsidentenwahl 2020.

© SZ vom 11.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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