USA:Der Jo-Jo-Präsident

Trumps Unbeständigkeit wird zu seiner großen Schwäche.

Von Stefan Kornelius

Im Italo-Western "Spiel mir das Lied vom Tod" stellt der Gangster Frank dem mit Gürtel und Hosenträger geschnürten Wäschereibesitzer Wobbles verächtlich die Frage: "Soll ich einem Mann trauen ..., der noch nicht mal seiner eigenen Hose vertraut?" In der Politik hätte Donald Trump diese Frage verdient: Wie soll man einem Präsidenten trauen, der seinen eigenen Worten nicht traut? Gestern Kriegsdrohung gegen Nordkorea, heute Gipfel-Theater; gestern Sanktionen und Martialisches gegen Iran, heute ein Gesprächsangebot.

Trump betreibt Jo-Jo-Politik. Mal rollt er das Band aus, dann rollt er es wieder ein. Was bleibt, ist die Bewegung und die ständige Ungewissheit, wann das Gleichgewicht verloren gehen könnte. Der Watergate-Reporter Bob Woodward nennt sein neues Buch über das Weiße Haus "Angst", weil Angst das einzige und eigentliche Machtmittel Trumps ist. Offenbar hält der Präsident all dies für kluge Politik.

Weil sich aber ein paar Dinge mit der Verbreitung von Angst nicht lösen lassen, geschieht gerade das Gegenteil: Immer weniger fürchten sich vor diesem Präsidenten. Nordkorea baut weiter Raketen, China errichtet eine neue Weltordnung, und Iran bastelt an seinem regionalen Einfluss. Wer hat schon Angst vor einem Präsidenten, der seine Hose mit Gürtel und Träger befestigt.

© SZ vom 01.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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