US-Wahl:Er hat geliefert

Lesezeit: 3 min

Donald Trump ist der erfolgreichste Wahlkämpfer in der Geschichte der Republikanischen Partei.

Von Thorsten Denkler, New York

Nach vier Jahren Trump dürfte es keinen Zweifel mehr geben, wer da im Weißen Haus sitzt. Ein Narzisst, dem nichts heilig ist, der die Institutionen der Vereinigten Staaten missbraucht und die Unwahrheit sagt. Und dennoch haben ihm bei dieser Wahl etwa soeben Millionen mehr Menschen ihre Stimmen gegeben als 2016. Mindestens 70,3 Millionen Menschen haben Donald Trump gewählt.

Joe Biden hat zwar deutlich mehr Stimmen bekommen. Die Stimmen von 74,5 Millionen Menschen hat er bisher auf sich vereinigen können, so viel wie kein Präsidentschaftskandidat je zuvor. Was nichts daran ändert, dass das für Trump eine durchaus erfolgreiche Wahl war.

Barack Obamas Herausforderer Mitt Romney vereinte 2012 noch 59 Millionen Wähler auf sich. Ähnlich viele hatte John McCain 2009. Der beste Wert für George W. Bush waren die 62 Millionen Stimmen von 2004. Und selbst der Höchstwert von Ronald Reagan, 54,5 Millionen in seiner Wiederwahl 1984, können Trumps Wert nicht übertrumpfen. Trotz seiner Niederlage, Trump ist der erfolgreichste Wahlkämpfer in der Geschichte der Republikanischen Partei.

Ein Grund für die hohen Werte auf beiden Seiten: Die Zahl der Wahlberechtigten hat zugenommen hat. Von 230 Millionen im Jahr 2008 auf mindestens 245 Millionen bei dieser Wahl. Gleiches gilt für die Wahlbeteiligung. 2012 lag diese bei 54,9 Prozent, 2016 waren es 59,2 Prozent gewesen. Dieses Mal wird mit weit mehr als 60 Prozent gerechnet. So einen Wert hat es zuletzt in den 1960er-Jahren gegeben.

Der Wahlkampf war so polarisierend wie kaum einer zuvor. Das negative campaigning, die Österreicher haben dafür das schöne Wort "Schmutzkübelkampagne", hat neue Ausmaße angenommen. Die Demokraten haben Trump als Teufel in Person skizziert. Die Republikaner haben aus Biden einen altersschwachen Kommunisten gemacht, der das Land in den Abgrund führen wird. Die Kampagnen haben viel Geld dafür ausgeben. Etwa 14 Milliarden Dollar haben Republikaner und Demokraten in den Wahlkampf investiert. Doppelt so viel wie 2016.

Trump schien das alles lange nicht geholfen zu haben. Die Umfragen sahen ihn seit Monaten zum Teil weit abgeschlagen hinter Biden. Viele aber haben die Mobilisierungskraft der Wahlkampfmaschine von Trump unterschätzt. Seine Leute haben immer wieder gesagt, es gebe noch jede Menge versteckte Trump-Unterstützer da draußen, die in keiner Umfrage auftauchten. Sie sollten recht behalten.

Das hat nicht nur etwas mit Wahlwerbung im Fernsehen oder in den sozialen Medien zu tun. Trump war da. Fast überall im Land. Er hat in der Hochphase des Wahlkampfes zum Teil sieben Auftritte am Tag absolviert. Es war wie im Wahlkampf 2016, als er Tag für Tag die Arenen füllte. Er hat damit auch nicht aufgehört, als er Präsident wurde. Einmal im Monat war er mindestens irgendwo im Land unterwegs, um eine Wahlkampfrede zu halten. Politisch mag Trump den Menschen mehr geschadet als geholfen haben. Auf der Gefühlsebene aber hat Trump die Verbindung, die er zu seinen Anhängern im Wahlkampf 2016 aufgebaut hatte, nie abbrechen lassen. Er hat die Vergessenen nicht vergessen.

Geholfen hat Trump auch sein quasi exklusiver Zugang zum TV-Sender Fox News. Der ist neben Facebook, Twitter und Youtube die wichtigste Informationsquelle seiner Anhänger. Was dort stattfindet, ist eine Art Paralleluniversum. Die Menschen sind die gleichen, die Orte auch. Aber die Botschaften können unterschiedlicher nicht sein. Für liberale Medien wie CNN, Washington Post oder New York Times war in den vergangenen Monaten die Corona-Pandemie das mit Abstand wichtigste Thema. Was auch sonst? 235 000 Menschen sind bisher in den USA an dem Virus gestorben, bald 9,7 Millionen Menschen haben sich infiziert. Auf Fox News aber hat Trump die Themen gesetzt. Unbewiesene Korruptionsvorwürfe gegen Joe Biden haben zuletzt die Top-Sendezeiten dominiert.

Trump hat dank seiner vielen Auftritte ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was seine Anhänger hören wollen. Und er lieferte. Das Gleiche bekamen sie dann auch auf Fox News zu hören. Am Ende bestätigten sich alle gegenseitig, dass ihre Sicht auf die Welt die einzige wahre sei. In dieser Blase lebten deutlich mehr Menschen als bisher angenommen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: