US-Senat:Robert Byrd bricht alle Rekorde

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Der 91-jährige Robert Byrd vertritt das amerikanische Volk seit genau 56 Jahren und 320 Tagen. Aber das ist nur einer von vielen Rekorden, die er hält.

Louay Yassin

Robert Byrd ist im jugendverliebten Amerika so etwas wie ein lebender Dinosaurier. Und er ist Rekordsammler. Der Senator wird an diesem Freitag 92 Jahre alt. Damit ist er der älteste Senator der Vereinigten Staaten.

US-Senator Robert Byrd, Herr über viele Altersrekorde, winkt seinen Anhängern. (Foto: Foto: AP)

Aber der jetzt gefeierte Rekord ist ein ganz anderer. Byrd ist nun seit dem 3. Januar 1953 ununterbrochen im US-Kongress tätig - als Abgeordneter oder Senator. Das sind genau 20.774 Tage Arbeit im Auftrag des amerikanischen Volkes. Kein anderer hat es so lange geschafft. Und wohl kaum einer hat so viel erreicht für seine Heimat.

Er habe in seiner langen Amtszeit ungezählte Milliarden Dollar nach West Virginia gesteuert, berichtet die Washington Post. Kein Wunder, dass in seinem Heimatbundesstaat praktisch jedes dritte Hochhaus oder jede dritte Straße nach ihm benannt ist.

Daneben verblassen fast die anderen Rekorde des Demokraten alter Schule, der stets eine ledergebundene Ausgabe der US-Verfassung in der Brusttasche tragen soll: So ist er schon seit dem 12. Juni 2006 der US-Senator mit der längsten Amtszeit. Und seit April 1990 hält er den Rekord des Senators, der am häufigsten über Gesetzesinitiativen abstimmte. Damals waren es 12.124, heute sind es mehr als 18.500. Außerdem ist er der einzige Mensch, der neun volle Amtszeiten als US-Senator hinter sich brachte.

"Schwerer Anfall von Tunnelblick"

Byrd wurde 1917 als Cornelius Calvin Sale Jr. in North Carolina geboren. Als seine Mutter ein Jahr später während der großen Grippeepidemie starb, schickte ihn sein Vater zu Verwandten, Vlurma und Titus Byrd. Sie nannten den Jungen in Robert Byrd um und zogen ihn in einer Bergbauregion in West Virginia auf.

Er arbeitete als Metzger, Gemüseverkäufer und in anderen Berufen ehe er 1946 ins Parlament von West Virginia gewählt wurde. Von seinen Pflegeeltern als weißer Südstaatler erzogen, war für ihn die Rassentrennung ein unumstößlicher Fakt. So zog es ihn sogar kurz zum Klu Klux Klan hin, was er später als "schweren Anfall von Tunnelblick" entschuldigen sollte. Allerdings stolperte der Politiker immer wieder über Rassenthemen.

Ab 1952 wurde Byrd dreimal in das Repräsentantenhaus in Washington gewählt. Seit 1958 sitzt er im US-Senat. In dieser Zeit hatte Byrd fast alle Ämter inne: Er war viele Jahre Mehrheitsführer im Senat, Vorsitzender des einflussreichen Innenausschusses und Parteichef der Demokraten. Nur zum höchsten Amt der USA hat es nicht gereicht. 1976 bemühte er sich um die Präsidentschaftskandidatur, wurde aber von seiner Partei nicht unterstützt. Statt seiner wurde Jimmy Carter gewählt.

Auch im hohen Alter ist Robert Byrd gefragt. Er sei der "unbestrittene Herr des Gesetzgebungsverfahrens", schreibt die Washington Post. Junge Abgeordnete und Senatoren kämen zuhauf, um von ihm zu lernen. Auch als Redner ist Byrd legendär. So hielt er schon mal ausufernde Plenarreden über die Schönheit des Frühlings oder seinen geliebten Hund.

Anlässlich seines Rekordes wird Byrd mit einer Feier im Kapitol geehrt. Bei seinen Wählern hat er sich bereits bedankt - für die langjährige Unterstützung. Er werde ihnen gerne auch die nächsten 56 Jahre und 320 Tage dienen.

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