US-Armee:Weltpolizist auf Diät

Amerika reduziert die Zahl seiner Soldaten. Das hat politische wie technische Gründe. Und kann schiefgehen.

Von Hubert Wetzel

Auch Amerika muss sparen, und es spart beim Militär. 40 000 Soldaten und 17 000 Zivilangestellte soll das US-Heer in den kommenden zwei Jahren abbauen. Weitere 30 000 Infanteristen könnten in den Jahren danach gestrichen werden, sofern der Kongress nicht mehr Geld gibt. Die US Army würde damit auf höchstens 450 000 GIs schrumpfen - weniger Soldaten hatten die Vereinigten Staaten zuletzt 1940 unter Waffen.

Das Heer eignet sich aus zwei Gründen für ein Sparprogramm. Erstens: Technologie. Ferngelenkte Hightech-Waffen wie Drohnen und kleine Spezialeinheiten werden künftig einen immer größeren Teil des Kämpfens übernehmen. Zweitens: Politik. Die Amerikaner sind das Kriegführen in aller Welt leid - zumindest, wenn es bedeutet, eigene Jungs in ferne Schlachten zu schicken. Es ist schwer vorstellbar, dass ein US-Präsident in absehbarer Zukunft wieder Zehntausende Soldaten in einen großen, Jahre dauernden Krieg entsendet. Beides zusammen bedeutet: Die Amerikaner brauchen weniger traditionelle Bodentruppen.

Dass die USA ihre Armee verkleinern, ist schon öfter vorgekommen. Doch bisher geschah das in Phasen der sicherheitspolitischen Entspannung - nach einem Krieg, ob nun einem heißen oder dem Kalten. Von Entspannung ist heute freilich wenig zu spüren. Die Welt ist in Aufruhr, und der Weltpolizist packt die Waffen ein. Das kann auch schiefgehen.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: