Urteil in Guantanamo:14 Jahre Haft für bin Ladens Koch

Lesezeit: 1 min

Als erster Guantanamo-Häftling in der Amtszeit Obamas ist der Koch Osama bin Ladens verurteilt worden. Er gab zu, seinem Chef bei der Flucht geholfen zu haben.

Osama bin Ladens früherer Koch ist am Mittwoch von einem US-Militärtribunal in Guantanamo zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Beobachter gehen davon aus, dass Ibrahim al-Kosi, der seit mehr als acht Jahren in Guantanamo festgehalten wird, nicht die gesamte Strafe absitzen muss.

Der Sudanese hatte sich der Verschwörung mit al-Qaida für schuldig bekannt und eingeräumt, die Extremistengruppe materiell unterstützt zu haben.

Al-Kosi ist der erste Guantanamo-Verurteilte in der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama. Eigentlich hatte Obama das Lager schon zum Beginn dieses Jahres schließen lassen wollen. Allerdings gelang es den USA unter anderem nicht, genügend Aufnahmeländer für die unter Terror-Verdacht Inhaftierten zu finden.

Unerwartete Probleme vor Gericht

Vor Gericht räumte der 50-jährige al-Kosi ein, als einer der Küchenchefs von Al-Qaida-Anführer bin Laden in Afghanistan über den extremistischen Charakter der Gruppe im Bilde gewesen zu sein. An Anschlägen sei er jedoch nicht beteiligt gewesen, auch habe er davon vorab nicht erfahren. Al-Kosi gab zu, bin Laden bei der Flucht vor US-Soldaten aus der Bergregion Tora Bora geholfen zu haben.

Bei der Verurteilung des Sudanesen traten unerwartete Schwierigkeiten auf: Der Richterin zufolge ignorierte das US-Militär Anweisungen, einen Plan zur Inhaftierung von Gefangenen nach der Verurteilung in Guantanamo zu entwickeln. Al-Kosi, der nicht in Einzelhaft wollte, soll nun 60 Tage im sogenannten Camp Four absitzen, wo Häftlinge gemeinsam mit weniger Beschränkungen zusammenleben können als in anderen Einrichtungen. Das Militär soll in dieser Zeit die Unterkunft für die restliche Haft regeln. Die US-Militärvorgaben sehen eigentlich keine gemeinsame Unterkunft verurteilter Krimineller mit anderen Häftlingen vor.

Nach Verbüßung seiner Haftstrafe soll al-Kosi Verteidigern zufolge im Sudan ein Rehabilitierungsprogramm des Geheimdienstes durchlaufen. Danach könne er mit seiner Familie zusammenleben, bleibe aber unter Beobachtung.

Ankläger und Verteidiger hatten über das Strafmaß bereits vor dem Gerichtstermin geheim verhandelt. Prozessbeobachter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierten dieses Vorgehen. Sie hätten im ersten Prozess unter Obama mehr Transparenz erhofft, sagte eine Anwältin der Organisation. "Ich denke, das Verfahren war eine Farce."

© Reuters/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: