Unruhen in Manama:Krawalle zum Jahrestag der Proteste in Bahrain

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Ein Jahr nach Beginn der Demonstrationen in Bahrain sind erneut Tausende Menschen auf die Straßen gegangen - und teils heftig mit der Polizei aneinandergeraten. Inspiriert vom Arabischen Frühling fordert die schiitische Mehrheit des Landes demokratische Reformen. Das Königshaus lässt sich davon kaum beeindrucken.

Ein Jahr nach Beginn der Protestwelle in Bahrain hat die Polizei Hunderte schiitische Demonstranten mit Gewalt auseinandergetrieben. "Nieder mit Hamad", riefen die überwiegend jungen Demonstranten am Dienstag mit Blick auf König Hamad Bin Isa Al-Khalifa.

Ein Jahr nach Beginn der Proteste kommt es im Golfstaat Bahrain erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. (Foto: dpa)

Sie waren einem Aufruf der radikalen Gruppe "Jugend des 14. Februar" zu einem "Tag der Rückkehr" gefolgt und versuchten, auf den von Sicherheitskräften abgeriegelten Perlenplatz in der Hauptstadt Manama zu gelangen. Dort hatte die Opposition vor genau einem Jahr mit Protestaktionen begonnen.

Bereits am Montag hatte es in dem arabischen Königreich Krawalle gegeben, als Teilnehmer einer genehmigten Demonstration politischer Gruppierungen ihren Kurs geändert hatten und zum Platz marschiert waren. Die Polizei setzte nach Angaben der Regierung Tränengas und Gummigeschosse ein.

Die Demonstranten warfen Brandbomben. Nach inoffiziellen Berichten gab es mehrere Verletzte und zahlreiche Festnahmen. Insgesamt beteiligten sich einige tausend Menschen an der Kundgebung, wie der Fernsehsender al-Arabija berichtete.

König Hamad rief Schiiten und Sunniten im Land in einer Rede zum Zusammenhalt auf. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur BNA rühmte der König darin den "Geist des Zusammenhalts und der Wiedervereinigung" aller Teile des Volkes. Zugleich forderte er die Menschen zu "ernsthaftem und aufrichtigem Handeln im Interesse des Vaterlandes und der Bürger" auf. Das Land befinde sich noch immer im Reformprozess, sagte der König. Er versprach künftig eine bessere Kontrolle der Regierung durch eine gewählte Versammlung. Den Jahrestag des Protestbeginns erwähnte er nicht.

Die schiitische Opposition in Bahrain fordert die Umwandlung des Golfemirats in eine konstitutionelle Monarchie, in der das gewählte Parlament eine Regierung bestimmt. Der König leitete zwar eine Reihe von Reformen ein, diese gingen der Opposition jedoch nicht weit genug. Obwohl die Bevölkerung des Inselstaats mehrheitlich schiitisch ist, wird sie seit Jahrhunderten von einer sunnitischen Dynastie beherrscht. Die Schiiten klagen über vielfältige Benachteiligungen im Alltag, etwa bei der Vergabe lukrativer Beamtenjobs.

Die von den Aufständen in Tunesien und Ägypten inspirierte Demokratiebewegung gegen das sunnitische Herrscherhaus hatte am 14. Februar 2011 begonnen. Einen Monat später wurde sie mit Hilfe saudiarabischer Truppen blutig niedergeschlagen. Seit dem Ausbruch des Konflikts kamen etwa 60 Menschen ums Leben.

Das Auswärtige Amt in Deutschland warnte Touristen vor Reisen in die Golfmonarchie. "Die allabendlichen Zusammenstöße in Stadtteilen beziehungsweise Ortschaften mit überwiegend schiitischer Bevölkerung, auch unter Einsatz von Tränengas, halten weiter an", heißt es auf der Internetseite des Ministeriums. Aufgrund möglicher Straßensperren durch brennende Autoreifen oder Öl müsse mit teils erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Verkehrs gerechnet werden.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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