UN-Studie:Syrische Flüchtlingskinder sind schwer traumatisiert

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Experten warnen vor einer "verlorenen Generation": Unter dem Bürgerkrieg in Syrien leiden vor allem Kinder. Viele leben als Vollwaisen meist im Libanon oder in Jordanien. Statt zur Schule, gehen schon Siebenjährige illegal arbeiten.

Siebenjährige Kinder als Hauptverdiener der Familie - das ist traurige Realität in Syrien. Hunderttausende syrische Flüchtlingskinder haben keine Chance auf Schulbildung und werden gezwungen für niedrige Löhne zu arbeiten. Laut einer Studie des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind mehr als die Hälfte der 2,2 Millionen syrischen Flüchtlinge Kinder. Viele leiden unter schweren psychischen Problemen, sagen die Experten und warnen vor einer "verlorenen Generation". (Hier die UN-Studie zum Nachlesen).

Der am Freitag in Genf veröffentlichte 60-Seiten-Bericht verzeichnet die höchsten Zahlen von Kinder-Flüchtlingen im Libanon (385.000), der Türkei (294.000) und Jordanien (291.000). Jedes dritte Kind verlässt dem Bericht zufolge aus Angst nur selten seine Unterkunft. In Jordanien bekommt nur die Hälfte der syrischen Kinder Schulunterricht.

"Wenn wir nicht schnell handeln, wird eine Generation von Unschuldigen dauerhaft für einen entsetzlichen Krieg geopfert werden", warnte der UN-Flüchtlingsexperte António Guterres. Der UNHCR-Direktor für internationalen Flüchtlingsschutz, Volker Türk, sagte, seit dem Völkermord in Ruanda 1994 habe es keine vergleichbare Flüchtlingskatastrophe gegeben. Er wies darauf hin, dass viele Kinder psychisch traumatisiert seien. Das sei an Schlaflosigkeit, Stottern und Bettnässen abzulesen.

Mehr als 70.000 syrische Flüchtlingsfamilien lebten laut UNHCR ohne Vater, häufig seien deswegen die Kinder die Ernährer der Familie. Etwa 3700 Kinder leben sogar getrennt von beiden Elternteilen. Schon Dreijährige zuckten bei lauten Geräuschen zusammen und kauerten sich bei überraschenden Ereignissen wimmernd zusammen, beschreiben Helfer die Situation der schwer traumatisierten Kinder. Viele hätten sogar mit ansehen müssen, wie Mutter und Vater getötet wurden.

Neben den psychischen Folgen des Bürgerkriegs für die Kinder, sind auch die physischen Verletzungen gravierend. So wurden m jordanischen Za'atri-Lager, in dem etwa 120.000 syrische Flüchtlinge leben, im vergangenen Jahr mehr als 1000 Kinder wegen Kriegsverletzungen medizinisch versorgt. Im Libanon mussten im ersten Halbjahr 2013 mehr als 750 Kinder in Krankenhäusern behandelt werden. Zumeist litten die Kinder unter Knochenbrüchen, Schussverletzungen und Verbrennungen.

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