UN-Bericht: Afghanistan:Zahl der zivilen Opfer steigt dramatisch

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Die internationalen Truppen bekommen den Terror in Afghanistan nicht in den Griff. Aufständische töten immer häufiger unbeteiligte Erwachsene und Kinder - mit immer hinterhältigeren Methoden.

Im ersten Halbjahr 2010 sind in Afghanistan 25 Prozent mehr Zivilisten getötet worden als in der gleichen Zeit im Jahr zuvor. Betroffen sind immer mehr Kinder. Nach einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen gehen drei Viertel der Toten und Verletzen auf das Konto der Aufständischen. Dagegen habe die Zahl der bei Militäroperationen getöteten oder verletzten Zivilisten deutlich abgenommen.

Vor allem Kinder in Afghanistan werden immer häufiger Opfer von Gewalt. (Foto: REUTERS)

"Die menschlichen Kosten dieses Konflikts steigen unglücklicherweise", sagte der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura in Kabul. Die UN seien sehr besorgt, weil es zu viele zivile Opfer gebe.

Dem Bericht zufolge kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 1271 Afghanen ums Leben und 1997 wurden verletzt - die meisten durch Sprengstoffanschläge.

Für 72 Prozent der Toten seien die Taliban und andere Aufständische verantwortlich. Im Vorjahr lag diese Zahl noch bei 58 Prozent. "Wenn sie die Zukunft Afghanistans mitgestalten wollen, können sie dabei nicht über die Leichen so vieler Zivilisten gehen", sagte de Mistura. Die Aufständischen würden im gesamten Land stärkere und raffiniertere Sprengsätze benutzen, fügte er hinzu.

Laut UN stieg die Zahl der gezielt von Aufständischen getöteten Personen um 95 Prozent. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres seien außerdem 176 Kinder getötet und 389 weitere verletzt worden - 55 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

"Afghanische Kinder und Frauen tragen immer stärker die Hauptlast des Konflikts", warnte de Mistura. "Sie werden in ihren Häusern und Dörfern mehr als je zuvor getötet und verletzt."

Den Nato-Streitkräften und ihren afghanischen Verbündeten werden in dem UN-Report 223 Todesopfer zur Last gelegt. Damit wäre ihr Anteil von 31 auf 18 Prozent gefallen. Der Hauptgrund dafür sei der Verzicht auf Luftangriffe. Doch noch immer kamen knapp ein Drittel der von internationalen Truppen getöteten Afghanen bei Luftangriffen ums Leben.

© AP/dpa/AFP/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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