Umsturz in Zentralafrika:Rebellenführer ernennt sich zu neuem Präsidenten

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Plünderungen und Gewalt prägen die Zentralafrikanische Republik seit der Machtübernahme der Rebellen. Nun hat sich deren Anführer Michel Djotodia zum neuen Präsidenten ernannt und verspricht Wahlen.

Der eigentliche Präsident François Bozizé ist auf der Flucht, nun hat sich der Rebellenführer Michel Djotodia zum neuen Staatsoberhaupt Zentralafrikas ernannt. Er wolle sich noch am Montag mit einer Rede an das Volk wenden, berichtete der französische Sender Radio France Internationale. Innerhalb von drei Jahren will Djotodia nach eigenen Angaben demokratische Wahlen abhalten. Der Anwalt und Menschenrechtler Nicolas Tiangaye soll Premierminister bleiben.

Regierungskritische Seleka-Rebellen hatten am Wochenende die Hauptstadt Bangui und den Präsidentenpalast eingenommen. Der arabische Sender Al-Dschasira berichtete von schweren Plünderungen in der gesamten Stadt. "Die Situation ist äußerst prekär. Die meisten Bewohner sind in ihren Häusern, weil fast alles geplündert wurde", zitierte der Sender eine UN-Mitarbeiterin vor Ort. 13 südafrikanische Soldaten sollen nach Angaben von Jacob Zuma bei Kämpfen mit den Rebellen getötet worden seien. Er sei auf die Soldaten stolz, die gegen die "Bandidaten" gekämpft hätten, sagte der südafrikanische Präsident.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte die Machtübernahme der Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik verurteilt. Wie sein Sprecher mitteilte sei Ban "zutiefst besorgt" über Berichte zu andauernder Gewalt und Plünderungen in der Hauptstadt Bangui, von denen auch die UNO betroffen sei. Aber auch die allgemeine humanitäre Lage in dem Land halte er für besorgniserregend.

Ban Ki Moon forderte die Rebellen auf, den im Januar in Libreville in Gabun geschlossenen Friedensvertrag zu respektieren. Dies sei der "zuverlässigste Rahmen für dauerhaften Frieden und Stabilität in dem Land". Das Abkommen sah unter anderem die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit und freie Wahlen innerhalb von drei Jahren vor. Dem scheint Djotodia nun nachkommen zu wollen. Bereits kurz nach der Machtübernahme hatte er dem Sender Radio France Internationale gesagt, die Aufständischen würden die Vorgaben des Friedensvertrages umsetzen.

Lage seit Monaten angespannt

Frankreichs Präsident François Hollande hatte am Wochenende eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats einberufen. Paris hat in dem Land derzeit 250 Soldaten stationiert. 300 weitere Soldaten sollen am Wochenende zur Verstärkung nach Bangui entsandt worden sein, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. In der Zentralafrikanischen Republik leben 1250 Franzosen.

Die Lage in dem Land ist seit Monaten angespannt. Bereits im Dezember 2012 hatten die Seleka-Rebellen wichtige Städte eingenommen und waren auf dem Weg nach Bangui. Frankreich, die USA und die Zentralafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft schickten daraufhin Truppen. Nach Friedensgesprächen in Gabun hatten sich die Rebellen zunächst damit einverstanden erklärt, dass Bozizé bis 2016 im Amt bleibt.

Anfang Februar wurde eine Allparteienregierung gebildet, in der Rebellen und Oppositionspolitiker wichtige Posten bekamen. Der Deal sah auch vor, Seleka-Kämpfer in die Armee zu integrieren. Die Miliz wirft Bozizé vor, dieses Versprechen nicht eingehalten zu haben.

© Süddeutsche.de/dpa/afp/anri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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