Umfragehoch nach Saar-Wahl:Piraten überflügeln Linkspartei

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Fünf Umfragen, ein Befund: Derzeit würden die Deutschen die Piratenpartei in ansehnlicher Stärke in den Bundestag wählen. Der Konkurrenz dürfte es mulmig werden: Die Polit-Neulinge erhalten derzeit mehr Zuspruch als die Linke - und sind fast so populär wie die Grünen.

In diesen Tagen wäre man gerne Mäuschen bei den Berliner Polit-Strategen, am liebsten bei den Grünen und der Linken. Denn die dürften sich gerade weniger um Pendlerpauschale und Herdprämie Gedanken machen, als über die neue politische Konkurrenz: die Piraten.

Nach ihrem jüngsten Wahlerfolg im Saarland legt die junge Partei bundesweit zu. Gleich fünf Umfragen aus den letzten Tagen sehen die Piraten sicher im Bundestag - und vor der Linken.

Am Freitag verkündete das ZDF-Politbarometer: Piraten plus zwei Punkte - acht Prozent. Stagnation bei der Linken (sieben Prozent) und Grünen (14 Prozent).

Am Wochenende folgten ähnliche Werte: Für den Spiegel lieferte TNS eine Erhebung, nach der die Piraten bei zehn Prozent liegen - wieder zwischen Linken (sieben Prozent) und Grünen (14 Prozent). Beim Sonntagstrend, den Emnid für Bild am Sonntag durchführt, kam die Internetpartei auf neun Prozent, auch hier zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Die Linke lag bei sechs Prozent, die Grünen bei 13 Prozent.

Nun bestätigen weitere Zahlen, dass mit den Piraten zu rechnen ist. Der Insa-Meinungstrend für Bild sieht die Partei komfortabel in den Bundestag einziehen - acht Prozent hier. Grüne und Linke verlieren jeweils einen Punkt.

Das außergewöhnlichste Ergebnis liefert aber der Forsa-Wahltrend (für Stern und RTL). Zwölf Prozent der Bürger würden demnach Piraten wählen - fünf Prozent mehr als bei der letzten Erhebung und damit so viele wie noch nie seit der Gründung der Partei im September 2006. Die anderen Parteien bauen dagegen leicht ab. Hier liegt die Partei nur noch einen Prozentpunkt hinter den Grünen und deutlich vor der Linken (neun Prozent).

Gerade die Grünen rüsten sich nun für lange Abwehrschlachten. Sie sehen keinen Anlass, darüber zu spekulieren, dass die Piraten wieder verschwinden, sagte Fraktionschefin Renate Künast der Welt am Sonntag. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin räumte in der Wirtschaftswoche ein, dass Wahlerfolge der Piraten die Bildung rot-grüner Regierungen verhindern könnten.

Der CDU-Politiker Peter Altmaier hält die Piratenpartei sogar für besser organisiert als die frühen Grünen und traut ihnen bei der Wahl in NRW mehr zu als den Linken. "Mit ihrem Einzug erschweren sie stabile Mehrheiten", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Für SPD und Grüne seien sie daher ein Problem. "Weil sie den Protest aufsaugen, sind sie gleichzeitig eine Bedrohung für die Linkspartei." Der Erfolg der Piratenpartei habe auch in der Union Eindruck hinterlassen, so Altmaier. "Verunsicherung ist da. Niemand kann das Phänomen völlig abschätzen."

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/odg/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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