Ukraine-Krise:Telefondiplomatie

Russland braucht keinen Vermittler im Konflikt mit der Ukraine, tönt Außenminister Sergej Lawrow. Das zeigt, wie dringend jemand benötigt wird, der einen Krieg in der Region verhindern hilft. Kanzlerin Angela Merkel wäre da nicht die schlechteste Mediatorin.

Von Daniel Brössler

Russlands Außenminister Sergej Lawrow ist ein Meister der undiplomatischen Kaltschnäuzigkeit. Inmitten der Krise nach dem Zwischenfall im Asowschen Meer hat er die Welt wissen lassen, Russland und die Ukraine bräuchten keinen Vermittler. Sei den Ukrainern "irgendetwas nicht ganz klar", könnten die sich gerne bei niederer russischer Stelle erkundigen. Äußerungen im Kolonialstil wie diese sind es, die deutlich machen, wie sehr die Ukraine des Beistands bedarf.

Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt dieser Verantwortung nach, wenn sie versucht, per Telefon auf Kremlchef Wladimir Putin und den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko einzuwirken. Zu verhindern gilt, dass dem Krieg in der Ukraine, der seit 2014 leider nie aufgehört hat, ein neuer Schauplatz hinzugefügt wird. Noch besteht Hoffnung, dass beide Seiten den Konflikt nicht außer Kontrolle geraten lassen, weil sie hoffen, dass er ihnen innenpolitisch nützt.

Das hängt nun nicht in erster Linie von Merkel ab, aber sie kann helfen. Sie kann Putin klarmachen, dass neue russische Rechtsbrüche und neue vom Kreml befohlene Gewalt auch mit neuen Sanktionen bestraft werden. Es gehört aber auch Poroschenko ermahnt: Auch der Präsident der Ukraine darf die Frage, ob Krieg herrscht oder Frieden, nicht seinem Wahlkampf unterordnen.

© SZ vom 28.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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