Türkei:Osmanischer Flugtraum

Istanbuls neuer Airport ist sehr groß - vielleicht zu gigantisch.

Von Christiane Schlötzer

In Bauwerken spiegelt sich der Zeitgeist. Der alte Istanbuler Atatürk Airport war nicht nur wegen seines Namens eine Art Denkmal der säkularen türkischen Republik. Auch mit einer Architektur der klaren Linien stand er für eine von der Technik bestimmte Moderne. Der neue Megaflughafen der Stadt nimmt dagegen Maß an orientalischen Vorbildern, auch wenn ein britischer Architekt den Kontrollturm in Tulpenform entwarf. Präsident Recep Tayyip Erdoğan wünschte sich ein Bauwerk, das die Türkei zu einer globalen Marke macht.

Dieser neue osmanische Traum braucht Rekorde, ein Luftdrehkreuz, das es mit Dubai und London aufnimmt. Dafür wurde viel Natur geopfert, Warnungen vor Gefahren für Klima und Trinkwasser wurden in den Wind geschlagen. Die Quittung für diese Politik der Sorglosigkeit könnte folgen. Denn das türkische Wachstumsmodell funktioniert schon nicht mehr. Das Land steckt in einer Rezession.

Erdoğan hat die Risiken unterschätzt, die es mit sich bringt, wenn er immer wieder auf Konfrontationskurs mit echten und eingebildeten inneren wie äußeren Feinden geht. Das schadet der Wirtschaft in seinem Land und wirkt auch nicht als Einladung in die Türkei. Bleibt es bei dieser Politik ohne Zukunft, dann wird aus dem Riesenairport womöglich ein Megaflop.

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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