Türkei:Ex-Militärchef verhaftet

Der ehemalige Generalstabschef der türkischen Streitkräfte Ilker Basbug ist festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, eine Kampagne gegen die Regierung von Ministerpräsident Erdogan geführt zu haben und die Türkei destabilisieren zu wollen.

Erstmals in der Geschichte der türkischen Republik ist ein ehemaliger Generalstabschef der türkischen Streitkräfte inhaftiert worden. Ilker Basbug wurde am Freitagmorgen in Untersuchungshaft genommen, wie die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf seinen Anwalt meldete. Ihm werde zur Last gelegt, eine "terroristische Organisation" geleitet zu haben, die versucht hätte, die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogans zu stürzen.

Der ehemalige Generalstabschef Ilker Basbug ist inhaftiert worden. Ihm wird ein vorgeworfen eine Kampagne gegen die Regierung Erdogans initiiert zu haben. (Foto: AFP)

Basbug, der im vergangenen Jahr in den Ruhestand getreten war, wurde laut Anadolu in das Silivri-Gefängnis bei Istanbul gebracht, wo bereits zahlreiche Militärs wegen angeblicher Putschplanungen inhaftiert sind.

Der frühere Generalstabschef war am Donnerstag in Istanbul stundenlang wegen des Verdachts verhört worden, Drahtzieher einer Kampagne zur Diskreditierung der Regierungspartei AKP gewesen zu sein. Dazu hätten Pläne gehört, Internetseiten zur Destabilisierung des Landes einzurichten. Einige der Verdächtigen, darunter ranghohe Generäle und Admirale, haben erklärt, sie hätten gemäß der Befehlskette gehandelt. Seinerzeit war Basbug Generalstabschef. Er hatte den Posten bis August 2010 inne.

Mehrere dutzend aktive und pensionierte Offiziere waren in den vergangenen Jahren unter der Beschuldigung inhaftiert worden, sie hätten der rechtsgerichteten Gruppe Ergenekon angehört, die den Sturz von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogans geplant habe.

Kritiker werfen Erdogan vor, das Verfahren zur Einschüchterung politischer Gegner zu missbrauchen. Die türkische Armee hatte in den Jahren 1960, 1971 und 1980 geputscht. Sie sieht sich selbst als Garant der säkularen Werte der Türkei und betrachtet die Regierung Erdogan wegen deren islamischen Wurzeln mit Misstrauen.

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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