Tourismus:Traumziele in unerreichbarer Ferne

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Surfer und Touristen gehen am berühmten Kuta-Beach entlang. Bali wäre bereit für Touristen, doch die lassen auf sich warten. (Foto: Carola Frentzen/dpa)

Nach zwei Jahren Corona hofft man in Asien wieder auf Reisende. Oft vergeblich - die hohen Flugpreise wirken abschreckend.

Von David Pfeifer, Bali / Bangkok

Wer sich nun schon zwei Jahre auf einen günstigen Urlaub in Asien gefreut hat, mit guten Straßenküchen, leeren Stränden und Hotels zu Sonderpreisen, muss tapfer sein bei der Fluchtplanung für diesen Herbst und Winter. Beispielsweise nach Bali. Das ist nun wieder problemlos erreichbar. Aber die Leute kommen nicht. Zumindest nicht in der Anzahl, in der man es erhofft hatte.

"Freunde von mir haben gerade ihren Asien-Urlaub abgesagt, weil das mit zwei Kindern einfach zu teuer geworden wäre" erklärt Oriol Montal, Manager des Westin Resort Nusa Dua auf Bali, während hinter ihm in der Lobby der künstliche Wasserfall plätschert. Im November werden die Oberhäupter der G-20-Staaten bei ihm und in den Nachbarhotels zu Gast sein, "davon erhoffen wir uns einen Anschub für den gesamten Tourismus", aber die Politiker kommen ja auch mit Staatsmaschinen, nicht mit Linienflügen.

Zwei Jahre war es schwierig bis unmöglich, auf Bali Urlaub zu machen, genau wie in Thailand, Vietnam oder auf den Philippinen. Man kam wegen der Pandemiepolitik kaum rein in die Länder. Jetzt geht der Wettbewerb um die Touristen los, die wieder reisen dürfen und wollen, die geimpft sind und genügend Geld haben, sprich: US-Amerikaner und Europäer. Doch gleichzeitig haben die Flugpreise so angezogen, dass Reisewillige sich schon genau überlegen müssen, ob sie das Geld wieder reinentspannen können.

In einer Umfrage für die ARD wurde bereits im Juni erfasst, dass die Flüge nach Alicante besonders drastisch verteuert waren, sie kosteten 71 Prozent mehr als vor drei Jahren. Nach Mallorca betrug die Steigerung 61 Prozent. Auch Fernreisepreise haben sich verdoppelt. Der Verband der deutschen Luftfahrtindustrie begründet dies mit gestiegenen Kerosinpreisen. Hinzu kommen der Mangel an Personal und Ersatzteilen, der Flugausfälle verursacht. Der Streik bei der Lufthansa wird die Lage nicht verbessern. Doch sogar für Luftfahrt-Experten sind die Preisspiele der Anbieter eine neblige Wissenschaft. Es gibt, grob gesagt, für jeden Flug Dutzende von Tarifen. Wenn die günstigen bei den Buchungen schneller weggehen als bei der vergleichbaren Verbindung im Vorjahr, werden sie rasch blockiert und nur noch Plätze in der nächsteuren Kategorie zur Verfügung gestellt. So steigt der Preis schneller, je gefragter eine Verbindung ist, und in der Regel wird es teurer, je später man bucht.

Nun ist aber die Staffelung bei der Preissteigerung im vergangenen Jahr nicht häufig angesprungen, logischerweise, denn viele Verbindungen waren kaum aktiv. Auf Flügen nach Südostasien saß man mit wenigen Passagieren an Bord und konnte sich in Viererreihen ausstrecken. Jetzt sind plötzlich viele Reisende da, aber wenig Verbindungen, man kann also davon ausgehen, dass man häufig den Maximalpreis bezahlen muss. So also warten die Anbieter in den fernen Urlaubsparadiesen auf die Touristinnen und Touristen - und diese auf bessere Angebote. Die Fluglinien warten auf Personal und Ersatzteile, und vielleicht sollten einfach alle bis Herbst warten, bis man sieht, wie sich die Preise, die Ansteckungszahlen und die Heizkostensituation entwickeln. Kann sein, dass es sich dann doch noch rechnet, in der Ferne von alldem zu entspannen.

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