Torsten Albig:Ein trauriger Abgang

Wie der bisherige SPD-Ministerpräsident in Schleswig-Holstein sich auch noch sein Finale verpatzt hat.

Von Heribert Prantl

Der Mensch ist jeder Maschine in einem überlegen: Er kann sich selbst verkaufen. Torsten Albig konnte das nicht, er war kein guter Vertreter seiner selbst, kein Meister des gewinnenden Auftritts. Er hat die Talente, die die SPD im nördlichsten Bundesland hat, nicht maximiert, sondern minimiert.

Das zeigte er nun auch noch bei seinem Abgang: Albig hat nach der deftigen Wahlniederlage vom 7. Mai mit seinem Rücktritt und Rückzug aus der Politik zu lange gewartet. So verflüchtigte sich die kleine Chance, es könne doch noch eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP geben. Wäre Albig wenigstens in der Niederlage so entschlossen und selbstkritisch gewesen wie Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen, wäre er also noch in der Nacht der Niederlage zurückgetreten - es hätte eine Chance für die SPD gegeben, eine Koalition zum Beispiel unter Führung des beliebten jetzigen SPD-Oberbürgermeisters von Kiel zu zimmern. Perdu. Die Kubicki-FDP hat dem Projekt jetzt eine Absage erteilt.

Nun riecht es in Schleswig-Holstein nach Schwarz-Grün-Gelb, in Nordrhein-Westfalen riecht es nach Schwarz-Gelb. Die FDP hat sich aus dem erbärmlichen Zustand herausgearbeitet, in dem sie sich viele Jahre lang befunden hatte. Und zwischen der FDP und den Grünen beginnt eine hoch spannende Konkurrenz: Welche dieser beiden so verschieden liberalen Parteien ist erfolgreicher?

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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