Tierschutz:Schluss mit Schonhaltung

Die Fleischwirtschaft verweigert die Transparenz. Die nächste Bundesregierung muss handeln - zum Schutz von Tieren und Verbrauchern.

Von Silvia Liebrich

Es ist bizarr: Fast 90 Prozent der Bundesbürger wären bereit, mehr für Fleisch aus besserer Tierhaltung auszugeben, wie eine Studie des Bundesregierung zeigt. Doch die Realität ist eine andere, im Supermarkt orientieren sich viele Käufer vor allem am Preis. Schuld daran sind jedoch nicht allein die Verbraucher. Was fehlt, ist eine verlässliche Kennzeichnung, die darüber Auskunft gibt, wo und wie etwa das Schwein gehalten wurde, von dem das Schnitzel im Einkaufswagen stammt.

An diesem Missstand ändern auch die von Politik und Privatwirtschaft vorgestellten Tierwohl-Initiativen wenig. Sie beruhen allesamt auf der irrigen Annahme, dass man es der Fleischindustrie und Tierhaltern besser selbst überlassen sollte, wie die trostlosen Zustände in Ställen und Schlachthäusern zu beseitigen sind. Ein Ansatz, der zum Scheitern verurteilt ist, weil man so den Bock zum Gärtner macht. Tierschutz in Ställen braucht strenge Gesetze und Kontrollen, Verbraucher verlangen zu Recht gesicherte Informationen. Kritik kommt sogar vom Bundeskartellamt, das die Initiative Tierwohl wegen mangelnder Transparenz rügt.

Das CSU-geführte Agrarministerium in Berlin hat in den vergangenen acht Jahren eine unerträgliche Schonhaltung gegenüber der Fleischwirtschaft an den Tag gelegt. Ein Fehler, den der nächste Minister beheben muss, zum Schutz von Tieren und Verbrauchern.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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