Tibet-Konflikt:China empfängt Vertreter des Dalai Lama

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Gesandte des Dalai Lama haben am Sonntag Gespräche mit der chinesischen Regierung aufgenommen. Trotzdem beschimpft Peking das geistliche Oberhaupt der Tibeter weiterhin als "Verbrecher".

Henrik Bork

Gesandte des Dalai Lama haben am Sonntag Gespräche mit der chinesischen Regierung aufgenommen. Das erste Treffen habe in der südchinesischen Stadt Shenzhen stattgefunden, sagte Tenzin Takhla, der Sprecher des Dalai Lama. Im Laufe der Woche seien weitere Gespräche geplant. Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao sagte, er hoffe auf "positives Ergebnisse" der Gespräche, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Gleichzeitig setzten Chinas Staatsmedien jedoch ihre Beschimpfungen des Dalai Lama als "Verbrecher" fort.

In dieser Villa in Shenzhen sollen die Gespräche stattgefunden haben (Foto: Foto: AFP)

Es sind die ersten Kontakte zwischen der tibetischen Exilregierung und der Führung Chinas seit den Unruhen in Tibet, die im März mit Demonstrationen tibetischer Mönche in Lhasa begonnen hatten. Peking war unter anderem von US-Präsident George W. Bush und Bundeskanzlerin Angelika Merkel aufgefordert worden, den Dialog mit dem Dalai Lama zu suchen.

Die Tibet-Krise drohte aus chinesischer Sicht auch die Olympischen Sommerspiele in Peking zu gefährden, nachdem Proteste den Fackellauf weltweit gestört hatten. Tausende Chinesen begleiteten am Sonntag begeistert den Beginn des Fackellaufs durch die Provinzen ihres Landes.

Die Gesandten des Dalai Lama und die chinesische Seite einigten sich auf weitere Gespräche, wie Xinhua berichtete. Offen blieb zunächst, ob damit die am Sonntag begonnenen Gespräche beendet sind. Es hieß lediglich, die Vertreter der beiden Seiten wollten zu einem "angemessenen Zeitpunkt" weitere "Kontakte und Konsultationen" beginnen.

Das Treffen fand Medienberichten zufolge im Gästehaus der chinesischen Regierung in Shenzhen statt, der direkt an Hongkong grenzenden Sonderwirtschaftszone. Für den Dalai Lama waren Angaben seiner Exilregierung zufolge die erfahrenen Unterhändler Lodi Gyari und Kelsang Gyaltsen nach China gereist. Auf chinesischer Seite verhandeln Zhu Weiqun und Sitar, zwei Kader der für Minderheitenpolitik zuständigen "Einheitsfront-Abteilung".

Beide Seiten äußerten Zweckoptimismus. "Chinas Präsident Hu Jintao sagte hier am Sonntag, er hoffe, dass die Kontakte zwischen der Zentralregierung und dem Dalai Lama positive Ergebnisse hervorbringen", schrieb Xinhua. "Wir sind optimistisch, das etwas Gutes dabei herauskommt", sagte auch Samdhong Rinpoche, der Ministerpräsident der tibetischen Exilregierung im nordindischen Dharamsala. Sechs Gesprächsrunden zwischen Vertretern des Dalai Lama und der chinesischen Regierung waren seit 2002 ohne Ergebnisse abgebrochen worden. Die Tibeter könnten auch diesmal zunächst "keine großen Erwartungen" an den Dialog knüpfen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Chhime Chhoekyapa, einen Vertrauten des Dalai Lama.

Chinas Staatsmedien setzten ihre Attacken auf den Dalai Lama fort. Die "Xizang Ribao" beschimpfte ihn als "Verbrecher". Staats- und Parteichef Hu Jintao wiederholte seine Vorwürfe. "Er hoffe, der Dalai Lama werde konkrete Handlungen zur Beendigung der Gewaltverbrechen und Aktivitäten zur Störung der Olympischen Spiele in Peking, sowie zur Spaltung des Vaterlandes unternehmen", zitierte Xinhua ihn..

© SZ vom 5.5.2008/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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