Sieben Wochen nach dem Tod des thailändischen Königs Bhumibol Adulyadej hat das südostasiatische Land einen neuen Monarchen. Bhumibols Sohn, Kronprinz Maha Vajiralongkorn, wurde am Donnerstagabend offiziell zum neuen König proklamiert. Die Krönung selbst findet allerdings erst nach der Einäscherung des Vaters statt, die möglicherweise erst in einem Jahr oder noch später erfolgen wird.
Gemäß der Verfassung lud Parlamentspräsident Pornpetch Wichitcholchai den 64-jährigen Vajiralongkorn bei einer Audienz am Donnerstagabend formal ein, die Nachfolge seines gestorbenen Vaters anzunehmen. Der Prinz habe zugestimmt, hieß es in einer Erklärung, die über alle thailändischen Fernsehsender verbreitet wurde. Damit wird er zum neuen König Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun oder auch Rama X., dem zehnten Monarchen in der Dynastie der Chakri, die Thailand seit 1782 regiert. Mit Königshäusern in Europa ist die Chakri-Dynastie nicht zu vergleichen. Formell wurde die absolute Monarchie 1932 zwar abgeschafft, aber trotzdem spielt die Königsfamilie eine hochpolitische Rolle. Keine Regierung kann ohne die Gunst des Königshauses überleben, der politische Konflikt, der Thailand spaltet, lässt sich grob in zwei Lager teilen: Das monarchietreue Establishment und Bangkoker Eliten, die um Einfluss und ökonomische Pfründe fürchten und Anhänger des im Exil lebenden Ex-Premiers Thaksin Shinawatra, die das Gefühl haben, ihnen würden Wahlsiege von der anderen Seite regelmäßig gestohlen.
Bhumibol galt lange als Integrationsfigur in dem zerstrittenen Land, doch hatte er sich vor seinem Tod seit Jahren nicht mehr in den Konflikt eingemischt. Thailand wird seit dem Coup von 2014 von einer Militärregierung geführt, das Königshaus ließ die Generäle gewähren. Dem neuen Monarchen werden gute Beziehungen zu Thaksin nachgesagt. Ein striktes Gesetz gegen Majestätsbeleidigung verbietet jede Diskussion über Mitglieder des Königshauses oder die Zukunft der Monarchie.
Eigentlich hätte die Proklamation Vajiralongkorns zum neuen König bereits am Todestag seines Vaters stattfinden sollen, doch der Prinz bat um eine Trauerzeit. An seiner Stelle übernahm der Vorsitzende des Kronrats, Prem Tinsulanonda, die Amtsgeschäfte. Am Donnerstag trat Vajiralongkorn zum ersten Mal seit einer Woche wieder öffentlich auf, bei einer Gedenkfeier für seinen Vater. Begleitet wurde er von seinen drei Schwestern, zwei erwachsenen Töchtern und dem elfjährigen Sohn.
Der in Thailand verehrte Bhumibol war am 13. Oktober nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren gestorben. Er hatte 1946 den Thron bestiegen und war daher für die meisten Thailänder der einzige König, den sie je gekannt hatten. Seit dem Tod Bhumibols herrscht in Thailand Staatstrauer. In Massen pilgerten die Menschen zum Großen Palast in Bangkok, um dem Monarchen dort die letzte Ehre zu erweisen. Bhumibols Sohn, der künftige König, genießt bei seinem Volk nicht das gleiche Ansehen wie der Vater.