Bei einer Großrazzia hat die Bundesanwaltschaft an diesem Mittwoch vier mutmaßliche Terroristen aus dem rechtsextremen Spektrum verhaftet. Sie sollen im November 2014 im sächsischen Frohburg südlich von Leipzig eine Terrorgruppe mit dem Namen "Oldschool Society" (OSS) gegründet haben. Laut Bundesanwaltschaft hatten sie das Ziel, "innerhalb Deutschlands in kleineren Gruppierungen Anschläge auf namhafte Salafisten, Moscheen und Asylbewerberunterkünfte zu begehen".
Der Haftbefehl des Ermittlungsrichters vom Bundesgerichtshof lautet auf Gründung einer terroristischen Vereinigung. 250 Polizeibeamte aus Bund und Ländern durchsuchten Wohnungen in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern. Neben den vier Hauptverdächtigen - drei Männer und eine Frau - stehen fünf weitere Personen unter dem Verdacht, der Gruppe angehört zu haben.
"Präsident" und "Vizepräsident" festgenommen
Nach den bisherigen Erkenntnissen soll ein Anschlag zwar nicht unmittelbar bevorgestanden haben, es gab aber die Besorgnis, die Extremisten könnten demnächst zuschlagen. Inwieweit die Gruppe bereits konkrete Ziele oder Termine ins Auge gefasst habe, bleibe den Ermittlungen vorbehalten, teilt die Karlsruher Behörde mit. Dem Vernehmen nach gab es zumindest eine "konkrete Sorge", die Terroristen würden ein Asylbewerberheim ins Visier nehmen. Eine Sorge, die nach den ersten Funden bei der Razzia nicht unbegründet war: Sichergestellt wurden "pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft". Dabei soll es sich um gefährliche "Böller" osteuropäischer Herkunft gehandelt haben - stark genug, um ein Auto zu sprengen.
Rädelsführer der OSS sollen der 56-jährige Andreas H. aus Augsburg sowie der 39-jährige Markus W. aus Borna sein - sie fungieren als "Präsident" und "Vizepräsident" der hierarchisch gegliederten Organisation. Als einfache Mitglieder gelten ein 47 Jahre alter Mann aus Bochum und eine 22-Jährige aus Sachsen. Auslöser der Ermittlungen waren laut Bundesanwaltschaft Erkenntnisse der Verfassungsschützer in Bund und Ländern.
Konspiratives Vorgehen hinter deutlich sichtbarer Fassade
Bemerkenswert ist: Sie sollen bei ihren Planungen zwar sehr konspirativ vorgegangen sein, andererseits unterhalten sie im Internet eine deutlich sichtbare Fassade. Auf Youtube wurde vor sieben Monaten ein Video der "Oldschool Society" hochgeladen - also just zum Zeitpunkt der Gründung der Gruppe. Zu sehen sind Bilder von Gruppenmitgliedern sowie ein Logo mit dem Schriftzug: "OSS - Eine Kugel reicht nicht", geschmückt mit Patronen, auf denen Hass, Neid und Ehre steht. Auch auf Facebook präsentierte sich die Gruppe bis zu diesem Mittwoch.
Nach Einschätzung des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) handelt es sich um eine neue Gruppe. Querverbindungen zu anderen rechtsextremen Vereinigungen seien bisher nicht erkennbar. Laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) haben die Ermittler womöglich die Bildung einer Organisation nach dem Vorbild des NSU verhindert.