Zum zivilisatorischen Fortschritt gehörte es, Kriege einzuschränken, Zivilisten zu schützen, Kriegstreiber anzuprangern. Die Genfer Konventionen trugen dazu ebenso bei wie Protest gegen verbrecherische Kriege etwa der USA in Vietnam oder im Irak. Zerstörungswut und Grausamkeit wurden so Grenzen gesetzt, oder sie wurden zumindest bloßgestellt.
In Syrien scheint dies vergessen zu sein. Die Armeen Baschar al-Assads und seines Spießgesellen Wladimir Putin bombardieren Wohnviertel, beschießen Schulen, Kliniken, Marktplätze, Flüchtlingsrouten. Sie töten und terrorisieren, wie gerade in der Provinz Idlib, Zivilisten, um die Menschen aus ihren Häusern und in die Flucht zu treiben; mehr als 200 000 sind schon unterwegs. Die Artillerie und die Kampfjets Assads und Putins zerfetzen so auch das humanitäre Völkerrecht.
Doch während Hilfsorganisationen syrischen Kindern, Frauen und Männern aufopferungsvoll beistehen, ist die Öffentlichkeit seltsam still. Warum demonstrieren nicht Massen vor russischen und syrischen Botschaften? Warum formt sich keine globale Friedensbewegung, um das Morden anzuprangern? Warum setzen Künstler und Intellektuelle - von Ausnahmen abgesehen - nicht ihre geistigen Waffen für die Opfer ein? Es ist auch dieses Schweigen, das zivilisatorische Fortschritte zunichte macht.