Syrien-Konflikt:Türken erwägen Flugverbotszone

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Die Türkei ergreift im syrischen Bürgerkrieg massiv Partei: Auf Seiten der Opposition. Nun erwägt die Regierung in Ankara gar ein militärisches Eingreifen in den Konflikt. Und in Aleppo toben die Kämpfe weiter.

Der türkische Außenminister wagt sich weit vor: Ahmet Davutoglu deutete gestern die Einrichtung einer sogenannten "Sicherheitszone" in Syrien an, um Kriegsflüchtlinge vor möglichen Angriff durch Soldaten oder Kampfjets Assads zu schützen. "Wir müssen uns auf ein Eingreifen vorbereiten", erklärte Davutoglu nach einem Treffen mit US-Außenministerin Hillary Clinton in Istanbul an. Allerdings nannte er keine Einzelheiten.

Azaz, nörlich von Aleppo: Kinder spielen in den Trümmer des Krieges (Foto: AFP)

Zuvor hatten beide Länder aus Sorge vor einem möglichen Einsatz von Chemiewaffen und einer Verschärfung des Flüchtlingselends in Syrien eine gemeinsame Arbeitsgruppe gebildet. Der Krisenstab werde für die Koordination der Reaktion auf militärischer, geheimdienstlicher und politischer Ebene verantwortlich sein, sollte es zum Ernstfall kommen, erklärten die Minister.

Schon jetzt hätten 55.000 Syrer in der benachbarten Türkei Zuflucht gesucht, sagte Davutoglu. Täglich kämen 2000 bis 3000 weitere Menschen ins Land. Die meisten flohen aus der seit zwei Wochen erbittert umkämpften syrischen Stadt Aleppo. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind inzwischen fast 150.000 Menschen aus Syrien in Nachbarländer geflohen. Behörden gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der Flüchtlinge eher bei mehr als 200.00 liegen dürfte, da sich nicht alle Flüchtlinge als solche registrieren lassen.

Aktivisten melden heftige Angriffe in Aleppo

In Aleppo setzten die Regierungstruppen ihre Offensive gegen die Rebellen unvermindert fort. Aktivisten berichteten von anhaltend heftigem Bombardement der Handelsmetropole. Im Zentrum der Hauptstadt Damaskus explodierten zwei Bomben.

Unterdessen berichtete ein der Regierung von Assad nahestehender syrischer Fernsehsender von der Entführung vier seiner Mitarbeiter. Ein Reporter der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana ist nach deren Angaben in seiner Wohnung in einem Vorort von Damaskus ermordet worden. Ali Abbas sei am Samstagabend im Viertel Dschdaidet Artus getötet worden, berichtete Sana am Sonntag. Für die Tat machte die Agentur eine "bewaffnete Terrorgruppe" verantwortlich. Diesen Ausdruck verwendet das Regimes für seine Gegner. Nähere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. Im Lauf des seit 17 Monaten währenden Aufstands gegen Präsident Baschar Assad ist es mehrfach zu Angriffen auf regimetreue Medien gekommen.

Ein libanesisches Militärgericht erhob derweil Anklage gegen den früheren Informationsminister Joseph Samaha und einen ranghohen Vertrauten Assads, wie die amtliche Nachrichtenagentur NNA mitteilte. Ihnen wird vorgeworfen, einen Terroranschläge im Libanon geplant zu haben. Samah gilt als eine der glühendsten libanesischen Unterstützer des syrischen Regimes.

Heute kommen im saudiarabischen Dschiddah die Außenminister der arabischen Staaten zusammen, um über den weiteren Umgang mit dem Konflikt und die Nachfolge für den scheidenden Syrien-Sondergesandten Kofi Annan zu beraten. Der gemeinsame Vermittler von UN und Arabischer Liga hatte sein Ausscheiden für Ende August angekündigt und den Umgang der Staatengemeinschaft mit dem Syrien-Konflikt als zu unentschlossen kritisiert. Als Favorit für seine Nachfolge gilt der frühere algerische Außenminister Lakhdar Brahimi.

© dpa/AFP/Reuters/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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