Syrien-Konflikt:Mehr als 20 Menschen sterben durch Sprengsätze

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Zwei verheerende Anschläge binnen weniger Stunden: Nach dem Angriff auf die Universität von Aleppo sind mehr als 20 Menschen durch Sprengsätze in der Provinz Idlib getötet worden. Die syrische Muslimbruderschaft beklagt angesichts der neuen Gräueltaten das Schweigen der internationalen Gemeinschaft

Einen Tag nach den Explosionen in der Universität von Aleppo in Syrien sind bei Anschlägen in der Provinz Idlib vermutlich mehr als 20 Menschen getötet worden. Innerhalb weniger Minuten seien drei Autobomben detoniert, meldet die in London ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die Organisation meldete, die Sprengsätze seien kurz hintereinander an einer Straßensperre, vor dem Gebäude des Amts für Politische Sicherheit und in der Nähe der Zentrale der Ordnungspolizei detoniert. Zahlreiche Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt. Die Opfer seien zumeist Mitglieder der syrischen Sicherheitskräfte. Einige Oppositionelle berichteten, die Anschlagserie sei von drei Selbstmordattentätern verübt worden.

Auch die amtliche Nachrichtenagentur Sana berichtete von mehreren Bomben. Die Berichte können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Für die Anschläge auf die Universität von Aleppo, bei denen am Dienstag mehr als 87 Menschen getötet wurden, machen sich Regierung und Oppositionelle gegenseitig verantwortlich. In Aleppo herrscht nach monatelangen Kämpfen ein Patt zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Die Stadt ist praktisch geteilt. Die Universität liegt in dem von der Regierung kontrollierten Gebiet. Dort gehen die Rebellen oft mit Autobomben und Selbstmordanschlägen gegen die Regierungskräfte vor.

Große Empörung über Anschläge auf Universität

Da die Wucht der Explosion auf dem Universitätsgelände mehrere Menschen stark entstellt hatte, konnten viele Opfer immer noch nicht identifiziert werden. Bei den Toten handelt es sich hauptsächlich um Studenten, Dozenten und Flüchtlinge, die im Studentenwohnheim Zuflucht gefunden hatten.

Die Empörung der Syrer über den Angriff ist groß. "Hier sollte Tinte fließen und nicht Blut", mahnte ein Aktivist im Kurzmitteilungsdienst Twitter. "Hier starb einer der gutherzigsten Menschen auf dieser Welt, Sawsan al-Haki", schrieb ein Regimekritiker über eine getötete Dozentin. Die syrische Muslimbruderschaft beklagte angesichts dieses neuen "Massakers" das "Schweigen" der internationalen Gemeinschaft zu den Gräueltaten in Syrien.

Über den Tathergang kursieren unterschiedliche Angaben. Während die staatlichen Medien von einer Autobombe sprachen, behaupteten Oppositionelle, die Luftwaffe habe das Universitätsgelände aus der Luft bombardiert. Einer dritten Version zufolge wollten Rebellen über Aleppo ein Flugzeug der Luftwaffe abschießen. Ihre Rakete soll versehentlich auf dem Gelände der Hochschule eingeschlagen sein.

Insgesamt sollen dem Bürgerkrieg allein am Dienstag 230 Menschen zum Opfer gefallen sein, unter ihnen 42 Soldaten. Am Mittwoch zählten die Regimegegner 111 Tote.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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