Syrien:IS erbeutet Passdokumente

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Frontex warnt vor Attentätern, die getarnt als Flüchtlinge kommen. Die IS-Miliz hat in mehreren Städten die offiziellen Ämter übernommen - außerdem Maschinen zum Druck der Dokumente.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich offenbar Zehntausende echte Passdokumente beschafft. In Syrien, dem Irak und in Libyen hätten die Extremisten in mehreren Städten die offiziellen Ämter und Behörden übernommen, berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf westliche Geheimdienste. Der IS erbeutete demnach dabei Blanko-Pässe und wohl auch Maschinen zur Produktion von Ausweisdokumenten.

Sicherheitsbehörden befürchten dem Bericht zufolge, dass die Dschihadisten die Pässe nutzen, um Attentäter als Flüchtlinge getarnt nach Europa zu schleusen. Andererseits betreibe die IS-Miliz mit den Pässen offenbar auch einen regen Handel: Solche "echten falschen Pässe" seien für tausend bis 1500 Dollar auf dem Schwarzmarkt zu haben. Der Chef der Europäischen Grenzsicherungsbehörde Frontex, Fabrice Leggeri, sagte: "Die großen Ströme von Menschen, die derzeit unkontrolliert nach Europa einreisen, stellen natürlich auch ein Sicherheitsrisiko dar." Die Frontex-Beamten kontrollieren demnach zwar genau, ob Flüchtlinge möglicherweise mit gefälschten oder gestohlenen Papieren einreisen. "Dennoch ist die Aussagekraft von Flüchtlingspässen aus unserer Sicht sehr begrenzt", sagte er. In einem Bürgerkriegsland wie Syrien könne niemand garantieren, "dass die Dokumente, die echt aussehen, auch wirklich von einer offiziellen Behörde ausgestellt wurden oder wirklich von dem rechtmäßigen Inhaber mitgeführt werden".

Deutschland will die EU-Grenzschutzagentur Frontex in Griechenland Anfang nächsten Jahres mit fast 180 Polizisten unterstützen. Die Bundesregierung habe Frontex für den sogenannten Rabit-Einsatz ("Rapid Border Intervention Teams") 179 Bundespolizisten für den Zeitraum von Januar bis März angeboten, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. Von März an könnten zwei Einsatzboote der Bundespolizei zur Verfügung gestellt werden. Griechenland hatte Frontex angesichts des anhaltenden Flüchtlingsansturms kürzlich um mehr Hilfe bei der Kontrolle seiner Grenzen gebeten.

© SZ vom 21.12.2015 / AFP, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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