Syrien:Hilferuf aus Madaja

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Das Rote Kreuz warnt: Tausende Menschen in der eingekesselten syrischen Stadt sind vom Hungertod bedroht. Hilfsgüter stehen in Damaskus bereit, doch der Weg in die Stadt ist angesichts der Kämpfe gefährlich.

Syriens Regierung hat nach UN-Angaben Hilfslieferungen für die vom Hungertod bedrohten Menschen in der eingeschlossenen Stadt Madaja zugestimmt. Die Vorbereitungen für den Hilfstransport liefen, sagte eine UN-Sprecherin am Donnerstag in Damaskus. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wird Madaja seit mehr als 170 Tagen vom Regime und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah belagert. Demnach sind rund 40 000 Menschen in der Stadt eingeschlossen, darunter die Hälfte Zivilisten. Laut Aktivisten und oppositionellen Medien starben bislang mehr als 30 Menschen. Die Opferzahlen lassen sich unabhängig nicht überprüfen. Die Bundesregierung und Internationale Nothelfer hatten zuvor die Konfliktparteien in Syrien aufgerufen, die Versorgung der vom Hungertod bedrohten Menschen in Madaja zu ermöglichen. "Wir stehen in Syrien mit Hilfsgütern bereit, aber wir brauchen sicheren Zugang zu Madaja", sagte die zuständige Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Dibeh Fakhr, am Donnerstag in Genf. Nach - allerdings unbestätigten - Angaben der in England ansässigen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wird die 40 Kilometer nordwestlich von Damaskus gelegene Stadt seit mehr als 170 Tagen von Regimetruppen und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah belagert. 40 000 Menschen, darunter die Hälfte Zivilisten, lebten in dem Ort, der heftig bombardiert werde. Zuletzt sei es Mitarbeitern des Roten Kreuzes sowie des Syrischen Halbmonds im vergangenen Oktober ermöglicht worden, in der Stadt Hilfe zu leisten, teilte das IKRK mit: "Bereits als wir im Oktober Hilfe brachten, hatten die Menschen keine Nahrungsmittel mehr, kein Trinkwasser, keinen Zugang zu medizinischer Versorgung." Das IKRK verfüge in Damaskus über Hilfsgüter. Jedoch müsse dafür die Sicherheit der Helfer garantiert sein. Ein Arzt in Madaja berichtete der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, die Menschen würden aus Hunger Gras essen. Zudem hätten die Bewohner begonnen, Haustiere zu schlachten.

Die Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden. Hungernde baten den Weltsicherheitsrat und Papst Franziskus um Hilfe. In einer über Facebook und Youtube verbreiteten Botschaft appellieren die Bewohner der Stadt, die Kinder vor dem Hungertod zu retten. Medienberichten zufolge verhinderten Minenfelder und strenge Überwachung die Einfuhr von Essen sowie die Flucht der Einwohner. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) beruft für Ende März einen Sondergipfel zur Umsiedlung syrischer Flüchtlinge ein. Er hoffe, dass sich Staaten zur Aufnahme möglichst vieler Syrer bereit erklärten, sagte der Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, am Donnerstag in Genf. Zugleich sprach er sich gegen die Festlegung von Flüchtlingsobergrenzen aus. Grandi lobte ausdrücklich Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Bereitschaft, Geflohene in Deutschland willkommen zu heißen. Die Türkei führt an diesem Freitag eine Visumspflicht für Syrer ein, die über den Luft- oder Seeweg ins Land kommen wollen. Damit soll laut Außenministerium die Einreise von Flüchtlingen über Drittstaaten eingedämmt werden.

© SZ vom 08.01.2016 / dpa, KNA, epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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