Studie:Vereint beim Sport

Lesezeit: 1 min

Einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge gehört jeder vierte Deutsche mit Einwanderergeschichte einem Verein an. Bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund sind es 36 Prozent.

Von Matthias Drobinski, München

Die Deutschen lieben den Verein - auch, wenn sie eine Einwanderergeschichte haben. Das legt eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung nahe. Ihr zufolge gehört jeder vierte Deutsche mit Migrationshintergrund einem Verein an, ebenso jeder fünfte Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund liegt der Anteil bei 36 Prozent. Probleme gibt es dagegen bei der politischen Teilhabe: Migranten mit deutschem Pass gehen zwar fast so häufig wählen wie der Durchschnitt der Bürger. Sie sagen aber seltener im Bekanntenkreis oder öffentlich ihre politische Meinung. Nur zehn beziehungsweise neun Prozent der Migranten haben sich bislang in einer Bürgerinitiative oder einer Partei engagiert; bei Ausländern ohne deutschen Pass liegt der Anteil bei zehn beziehungsweise zwei Prozent. Deutsche ohne Migrationshintergrund haben zu 14 Prozent in einer Partei mitgearbeitet und zu 17 Prozent in einer Bürgerinitiative.

Aussiedler aus Polen und Russland sind am wenigsten aktiv

Die nun veröffentlichte Studie untersucht repräsentativ, wie sich Migranten, Ausländer, Muslime und Deutsche ohne Migrationshintergrund jenseits von Beruf und Familie engagieren. Herausgekommen ist dabei, dass die öffentlich am wenigsten aktive Gruppe nicht die Muslime sind, sondern die polnischen und russischen Aus- und Übersiedler; nur acht Prozent der polnischen Staatsangehörigen in Deutschland sind auch Vereinsmitglieder.

Weniger überraschend ist, dass die Aktivität in einem Sportverein bei Migranten und Ausländern am beliebtesten ist (41 und 38 Prozent; Deutsche ohne Migrationshintergrund: 35 Prozent) - der Sport verbindet offenbar am ehesten die Bevölkerungsgruppen. Die alteingesessenen Deutschen sind dagegen deutlich häufiger bei Hilfs- und Wohltätigkeitsorganisationen zu finden; auch der Tierschutz begeistert die Autochthonen häufiger als die Einwanderer. Dagegen zieht es viele Ausländer in einen Kultur-, Kunst- oder Musikverein; in den Bereichen Bildung und Religion sind die Gruppen in etwa gleich vertreten.

Große Unterschiede gibt es beim Engagement jenseits der formalen Vereinsmitgliedschaft: Mehr als die Hälfte der Alteingesessenen engagiert sich ehrenamtlich, aber nur je ein Viertel der Migranten und Ausländer. Die bräuchten oft einen Anstoß, sagt Sabine Pokorny, die Leiterin der Studie: "Auf die persönliche Ansprache kommt es an."

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: