Studie:Bedrohung im Krankenhaus

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Vor einem Klinikaufenthalt hat wohl jeder Angst. Doch nicht die Furcht vor Komplikationen oder Kunstfehlern treibt die Patienten um, sondern ein in früheren Zeiten nicht bekanntes Risiko: der multiresistente Keim.

Von Kim Björn Becker, München

Knapp zwei Drittel aller Deutschen haben Angst davor, sich bei einem Krankenhausaufenthalt mit resistenten Keimen anzustecken. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Asklepios-Kliniken hervor, die am Dienstag in Hamburg vorgestellt wurde. Etwa 65 Prozent der Befragten sorgen sich demnach vor einer Infektion mit sogenannten multiresistenten Erregern (MRE). Dass ein Klinikaufenthalt vielfach Ängste auslöst, ist bekannt. Neu aber ist, dass sich erstmals mehr Menschen vor einer Infektion fürchten als vor Behandlungsfehlern. Diese kommen in der jüngsten Umfrage erstmals nur auf den zweiten Platz mit etwa 49 Prozent. Angst vor verunreinigtem Operationsbesteck haben der Studie zufolge 35 Prozent der Patienten, vor Komplikationen bei einem chirurgischen Eingriff sorgen sich 33 Prozent.

Die Studie zeigt, dass das seit Jahren diskutierte Thema Multiresistenz inzwischen auch im Bewusstsein der Patienten in Deutschland angekommen ist. Schätzungen zufolge sterben jedes Jahr etwa 700 000 Patienten weltweit an den Folgen einer Infektion mit multiresistenten Keimen. Zudem gibt es Prognosen, denen zufolge ein weiterer Anstieg der Zahlen wahrscheinlich ist. Während der Vorbereitung des diesjährigen G-7-Gipfels auf Schloss Elmau in Bayern im Juni, wo das Thema Multiresistenz von den Staats- und Regierungschefs besprochen wurde, hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) gar vor einem "Rückfall in das Vor-Penicillin-Zeitalter" gewarnt.

Thomas Wolfram, Vorstandsmitglied der Asklepios-Kliniken, sieht beim Kampf gegen multiresistente Keime vor allem die niedergelassenen Ärzte in der Pflicht. "Etwa 80 Prozent aller Keime werden von den Patienten mit ins Krankenhaus gebracht, nur wenige erwerben sie in der Klinik", sagte er. Für gesunde Menschen seien viele Keime unkritisch, erst im Zusammenhang mit einer Operation könnten sie ein Problem werden. Um die Situation beherrschen zu können, "muss man bereits vor der Krankenhaustür ansetzen und eine mögliche Infektion im Vorfeld abklären", sagte Wolfram.

© SZ vom 16.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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