Stichwahl in Santiago:Bachelet wird neue Präsidentin von Chile

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Schon für die ersten 50 Tage hat sie 100 Reformen angekündigt: Mit knapp zwei Drittel der Stimmen setzt sich die Sozialistin Bachelet klar gegen ihre konservative Konkurrentin Matthei durch. Damit wird die Politikerin bereits zum zweiten Mal chilenische Präsidentin.

Michelle Bachelet hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Chile klar gewonnen. Bei der Abstimmung am Sonntag erhielt die Sozialistin knapp zwei Drittel der Stimmen. Nach offiziellen Angaben erhielt die 62-Jährige am Sonntag 62,2 Prozent der Stimmen.

Ihre konservative Rivalin Evelyn Matthei kam auf 37,8 Prozent, wie die Wahlbehörde Servel nach Auszählung von 99,9 Prozent der Stimmen mitteilte. Matthei räumte umgehend ihre Niederlage ein und beglückwünschte Bachelet. Auch Staatschef Piñera gratulierte Bachelet in einem Telefongespräch.

Unmittelbar nach ihrem Wahlsieg bekräftigte Bachelet ihre Reformagenda, die unter anderem einen Umbau des Bildungswesens vorsieht. "Die Bildung darf nicht profitorientiert sein, die Bildung ist keine Ware", sagte die 62-Jährige vor ihren Anhängern auf der Alameda, der Hauptstraße in Santiago de Chile. Zur Finanzierung der Bildungsreform kann sie auf die Unterstützung der Mitte-links-Koalition "Neue Mehrheit" bauen. Das Bündnis hatte sich bei der ersten Wahlrunde am 17. November die Mehrheit im Parlament gesichert.

Bachelet sprach sich zugleich für eine neue Verfassung aus, "die in Demokratie geboren sei". Das gültige Grundgesetz wurde noch zu Zeiten der Militärregierung verfasst. "Jetzt ist endlich der Moment gekommen: wir haben die Bürgerkraft, die parlamentarische Mehrheit und den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmen, um die notwendigen Umwandlungen durchzuführen", erklärte Bachelet.

Bachelet soll am 11. März kommenden Jahres offiziell die Nachfolge des konservativen Präsidenten Sebastián Piñera antreten. Ihre Amtszeit dauert dann bis 2018. Sie war bereits von 2006 bis 2010 Präsidentin, durfte der Verfassung nach aber nicht direkt wieder antreten.

Die im Volk sehr beliebte Sozialistin will in ihren ersten 100 Tagen im Amt 50 Reformen auf den Weg bringen. Dazu zählt auch eine im Land umstrittene Anhebung der Unternehmenssteuern auf 25 Prozent. Derzeit liegt der Satz bei 20 Prozent.

Chile gilt mit durchschnittlichen Wachstumsraten von fünf Prozent als aufstrebendes Land in Südamerika. Kein anderer Staat exportiert mehr Kupfer auf den Weltmarkt. Auch chilenische Weine sind weltweit gefragt.

Bachelet und ihr Vater waren Folteropfer der Militärjunta unter dem Diktator Augusto Pinochet. Mattheis Vater war dagegen zur Pinochet-Zeit ein treuer General des Regimes.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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