Stichwahl:Afd oder Parteiloser: Wer wird Landrat?

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Stimmzettelumschläge für eine Briefwahl werden aus einer Wahlurne geschüttet. (Foto: Robert Michael/dpa/Symbolbild)

Im Landkreis Dahme-Spreewald kommt es bei der Landratswahl zur Stichwahl zwischen einem parteilosen Bewerber und einem AfD-Mann. Entscheidend für den Ausgang ist auch die Wahlbeteiligung. Wird es wieder so ein knappes Rennen wie beim ersten Wahlgang im Oktober?

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Lübben (dpa) - Im Kampf um das Landratsamt kommt es am Sonntag zur Stichwahl in Dahme-Spreewald. In dem südlichen Brandenburger Landkreis an der Grenze zu Berlin sind rund 147.000 Wahlberechtigte aufgerufen, sich für einen der zwei angetretenen Kandidaten zu entscheiden. Der parteilose Bewerber Sven Herzberger und AfD-Kandidat Steffen Kotré gehen ins Rennen. Für den Landkreis an der Grenze zu Berlin ist der Wahlausgang mit Blick auf seine Entwicklung auch eine Richtungsentscheidung. Die Amtszeit des neuen Landrats beginnt am 1. März 2024. Stephan Loge (SPD) scheidet nach 16 Jahren aus dem Amt.

Kopf-an-Kopf-Rennen im ersten Wahlgang

Herzberger und Kotré hatten sich im ersten Wahlgang am 8. Oktober ein „Herzschlagfinale“ geliefert. Keiner der Kandidaten erhielt bei der Stimmabgabe die absolute Mehrheit. Beide kamen jeweils auf rund 35 Prozent der Stimmen, wobei der AfD-Bewerber knapp vorn lag. Kotré konnte am Ende 317 Stimmen mehr auf sich vereinen. Die Wahlbeteiligung lag im ersten Wahlgang bei 50,8 Prozent.

Wer unterstützt die Kandidaten?

Der Zeuthener Bürgermeister Herzberger wird von allen Parteien außer der AfD unterstützt. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Kotré setzt darauf, eine signifikante Zahl von Nichtwählern zur Wahl zu bringen. Er wird dem rechten Rand der Partei zugeordnet. Der Brandenburger Verfassungsschutz stuft den AfD-Landesverband seit 2020 als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein, die AfD hält die Einstufung für falsch.

Wirtschaft wendet sich klar gegen Extremismus

Im Landkreis ansässige Unternehmen und Bildungseinrichtungen wie etwa die TH Wildau, das Unternehmen Bionova Biogas aus Königs Wusterhausen oder die Messtechnikfirma Deutzer Technische Kohle GmbH sprechen sich klar gegen Extremismus aus. In einem gemeinsamen Appell setzten sie ein Zeichen für Weltoffenheit, gegenseitiges Verständnis und Respekt. Ein entsprechender Aufruf, den die Bürgerbewegung Campact angeregt hat, wurde in Zeitungen veröffentlicht.

Nach Ansicht der Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus, Corinna Reifenstein, braucht der Landkreis eine „ehrliche, verlässliche Politik, die für den Bürger gemacht ist“. Auch Integration sei als Voraussetzung für ein Zusammenleben notwendig, sagte sie der dpa. Zudem gehe es darum, Ängste zu nehmen statt sie zu schüren. Umso mehr brauche die Region Politiker mit einer Zukunftsvision.

Wahl ist Richtungsentscheidung

Die Wahl in einem der einwohnerstärksten Landkreise Brandenburgs gilt als richtungsweisend. Dahme-Spreewald verzeichnet seit Jahren Zuzug. Die Region erstreckt sich von Nord nach Süd über 81 Kilometer von Schönefeld bei Berlin über Teile des Spreewaldes bis zu Ausläufern des Niederen Flämings. Mit dem höchsten Bruttosozialprodukt im Land ist der Landkreis wirtschaftlich einer der stärksten in Ostdeutschland. Nirgendwo in Brandenburg gibt es so wenig Arbeitslose. Mit rund 3,6 Prozent liegt die Arbeitslosigkeit auch deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt.

© dpa-infocom, dpa:231111-99-911215/3

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