Steuern:Ein Scholz aus der Kiste

Mehr Steuern für die Reichen? Wie einfallslos!

Von Henrike Roßbach

Höhere Steuerzahlungen von Gutverdienern zu fordern, ist ein sozialdemokratischer Klassiker. Dass Olaf Scholz ihn gerade mal wieder aus dem Preziosenkabinett des Willy-Brandt-Hauses geholt hat, ist daher wenig überraschend. Zumal es sich um jenen Scholz handelt, den seine Partei erst für untauglich befand, sie anzuführen, um ihn dann zum Kanzlerkandidaten zu machen. Es ist also kompliziert mit Scholz und der SPD. Vermutlich will er es möglichst vielen recht machen - und alles soll richtig sein.

Doch so populär die Forderung nach einer höheren Steuerlast für Gutverdiener auch sein mag: Sie klingt besser, als sie ist. Treffen würde sie nämlich auch Handwerker, Selbständige und Inhaber von Personengesellschaften, während Kapitalgesellschaften anders (und oft niedriger) besteuert werden. Ob Steuererhöhungen dem Mittelstand nach der Corona-Krise gut bekämen, ist zudem durchaus fraglich.

Gerade die SPD sollte an anderer Stelle ansetzen. Offensichtlich ist, dass Arbeitseinkommen hierzulande schon lange zu hoch, Kapitaleinkünfte und Erbschaften dagegen zu niedrig besteuert werden. Und wenn der Spitzensteuersatz trotzdem unbedingt steigen soll, dann sollte er zumindest erst später greifen als bisher. Das wäre nicht nur leistungsgerecht, sondern würde auch die Leistungen der Mittelschicht belohnen.

© SZ vom 31.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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