Stephen Bannon:Hybris

In Washington kämpfen nun die Clans. Donald Trump hat ein Milieu in die Politik gebracht, das seinen Untergang betreibt.

Von Stefan Kornelius

In China hat unlängst ein Thinktank Donald Trumps Regierungsstil analysiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Präsident die Vereinigten Staaten wie sein Eigentum behandele. Außerdem bestehe die Regierung aus verfeindeten Cliquen, unter denen der Trump-Clan die mächtigste sei. Diese Beobachtung ist lustig, weil die Verhältnisse in China nicht anders sind. Allerdings ist sie auch zutreffend, zumal diese amerikanischen Clans nun in Mafia-Manier zum Krieg untereinander antreten. Der wird verdeckt geführt und ist schmutzig.

Die Bilder aus dem Verbrechermilieu hat der selbsternannte Erfinder dieser Präsidentschaft nun bunt ausgemalt. Stephen Bannons (angebliche) Auslassungen über seine (vermeintliche) Schöpfung Trump zeugen von der Hybris und dem Wahnsinn, die diese Präsidentschaft begleiten. Nein, hier ist nichts normal, hier herrscht der Geist der Gosse. Schlimm ist ja nicht, dass Stephen Bannon all diese pikanten Details aus dem Leben des Trump-Clans in die Welt setzt. Schlimm ist, dass die saftige Beichte in jedem Wort glaubwürdig ist. Trump traut man eben alles zu, nur nicht, dass er diese Präsidentschaft noch zu einem würdigen Ende führt.

Bannon ist ein Scharlatan, ein Möchtegern-Machiavelli. Seine dämonische Zerstörungskraft ist nicht gebannt. Seine Untergangsfantasien richten sich nun gegen den Präsidenten selbst. Die Geister sind gerufen. Nur: Wer von den beiden ist eigentlich der Zauberlehrling?

© SZ vom 05.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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