Stammzellenforschung:"Der gute Zweck heiligt nicht jedes Mittel"

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Kurz vor der Entscheidung des Bundestags zur embryonalen Stammzellforschung hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Zollitsch deutliche Worte gefunden. Menschen dürften keinesfalls "zu Material gemacht" werden.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch hat vor der Entscheidung des Bundestags die embryonale Stammzellforschung erneut strikt abgelehnt. "Der gute Zweck rechtfertigt nicht jedes Mittel", sagte Zollitsch am Freitag im Deutschlandfunk. Er forderte ein völliges Verbot dieser Stammzellforschung.

Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, spricht sich gegen die Stammzellforschung aus. (Foto: Foto: AP)

Auch die bisherige Regelung sei falsch und widerspreche der Ethik. "Hier werden Menschen zu Material gemacht", sagte Zollitsch. Er lehnte auch eine Verschiebung des Stichtages ab: "Damit ist eine Grenze gefallen." Wenn der Stichtag einmal verschoben werde, geschehe dies immer wieder.

Auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner warnte vor einer Lockerung. "Es geht nicht um eine Spezialistenfrage, sondern es geht um die Grundlage des christlichen Menschenbildes und um die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Verfassung", sagte Meisner in einem Interview mit dem domradio.

Der Kardinal wendet sich generell gegen die Nutzung embryonaler Stammzellen in der Forschung, da es sich dabei bereits um vollwertige Menschen im frühesten Stadium ihrer Entwicklung handele.

"Das Leben des Menschen beginnt mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle. Von diesem Zeitpunkt an verbietet es sich, den Menschen als bloßes Zellenmaterial zu benutzen", sagte Meisner. "Kein medizinischer oder wissenschaftlicher Zweck erlaubt es uns, von dieser Norm eine Ausnahme zu machen."

Derzeit dürfen nur embryonale Zelllinien importiert werden, die vor dem 1. Januar 2002 existiert haben. Wissenschaftler kritisieren jedoch, diese seien zu alt und verunreinigt.

So sagte der Vize-Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Hinrich Hacker, im Deutschlandradio, deutsche Wissenschaftler seien durch die bisherige Stichtagsregelung benachteiligt.

"Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ja empfohlen, den Stichtag abzuschaffen", sagte Hacker. "Aber auch eine Verschiebung des Stichtages würde es den deutschen Forschern schon erlauben, neuere Linien einzusetzen."

Der Bundestag entscheidet nun darüber, wie es weitergehen soll. Am meisten Unterstützung bekam vor der Abstimmung der Antrag, den Stichtag einmalig auf den 1. Mai 2007 zu verschieben.

Zur Abstimmung stehen noch drei weitere Anträge: Sie reichen von einer Abschaffung jedes Stichtags bis hin zum Verbot der embryonalen Stammzellforschung insgesamt. Bei der embryonalen Stammzellforschung steht die Hoffung auf Heilung schwerer Krankheiten gegen Bedenken, weil menschliche Embryonen zerstört werden.

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