Spionage im Kernland:Blamage für die CIA

Der US-Pilot Gary Powers überlebte und kam in Moskau vor Gericht. (Foto: oh)

1960 schoss die Sowjetunion einen US-Jet über dem Ural ab.

Von Reymer Klüver

Am 1. Mai 1960 passierte, was amerikanische Militärs lange befürchtet und ihre sowjetischen Widersacher seit Jahren versucht hatten. Eine sowjetische Abwehrrakete traf ein in großer Höhe fliegendes amerikanischen Flugzeug tief im sowjetischen Luftraum. Der Flieger, ein Spionageflugzeug vom Typ U-2, stürzte im Ural in der Nähe der Großstadt Swerdlowsk, dem heutigen Jekterinburg, ab. Der Pilot Gary Powers konnte sich mit dem Fallschirm retten und wurde gefangen genommen - ein Zwischenfall, der in der Hochzeit des Kalten Kriegs leicht zu einem Schlagabtausch der Supermächte hätte führen können. Der Flug war Teil eines Programms, mit dem die CIA Stellungen der sowjetischen Interkontinentalraketen ausspionieren wollte. Powers Flugzeug startete in Pakistan, sollte die Sowjetunion von Süd nach Nord überqueren und erst in Norwegen wieder landen. Bereits 1956 war erstmals eine U-2 über die Sowjetunion geflogen. Staatschef Nikita Chruschtschow hatte damals bereits wütend protestiert - und die Modernisierung der Flugabwehr angeordnet. 1960 leugneten die USA zunächst die Existenz des Spionageprogramms, sprachen von einem Wetterflugzeug der Nasa, das vom Kurs abgekommen und abgestürzt sei. Erst nach Tagen, als Chruschtschow die Gefangennahme des Piloten bekannt gegeben und Wrackteile präsentiert hatte, gaben sie den wahren Zweck der U-2-Missionen zu. Eine Blamage für die USA.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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