Spekulationen um DSK-Rückkehr:"Besser den Mund halten"

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Seit den neuen Entwicklungen im Fall Strauss-Kahn debattiert Frankreich leidenschaftlich über dessen Rückkehr in die Politik. Viele französische Sozialisten würden es begrüßen, wenn der ehemalige IWF-Chef im nächsten Präsidentschaftswahlkampf gegen Sarkozy antritt. Doch der Parteichef mahnt zur Vorsicht.

Aus dem Hausarrest entlassen, politisch wieder im Aufwind: Dominique Strauss-Kahn findet bei seinen französischen Landsleuten wieder Rückhalt. Knapp die Hälfte der Franzosen wünscht sich nach einer Umfrage den ehemaligen IWF-Chef in die Pariser Machtzentren zurück. Vor seiner Festnahme wegen versuchter Vergewaltigung in New York galt der Politiker als aussichtsreichster Herausforderer von Präsident Nicolas Sarkozy bei der Wahl im kommenden Jahr.

Wieder auf freiem Fuß: Der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn mit seiner Frau Anne Sinclair in New York, kurz nachdem das Gericht den Hausarrest gegen den französischen Politiker aufgehoben hat. (Foto: REUTERS)

Der neue Chef der französischen Sozialisten ermahnte seine Partei in der Rückkehrdiskussion jedoch zur Ruhe. "Wenn wir in dieser Affäre eines gelernt haben, dann, dass wir den Mund halten sollten, solange wir nicht alle Fakten kennen", sagte Harlem Désir, der vor wenigen Tagen Martine Aubry an der Parteispitze abgelöst hat, weil Aubry sich als Präsidentschaftskandidatin für die Linke bewerben will.

Strauss-Kahn war im Mai in New York wegen Vergewaltigungsvorwürfen festgenommen worden. Am vergangenen Freitag gab es dann eine überraschende Wende in dem Strafverfahren: Ein New Yorker Gericht entließ Strauss-Kahn aus dem Hausarrest, weil die Staatsanwaltschaft inzwischen Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers angemeldet hatte.

Seitdem diskutieren die französischen Sozialisten über ein mögliches politisches Comeback Strauss-Kahns. Im Gespräch ist eine Verschiebung der Bewerbungsfrist für die parteiinternen Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur. Die Frist endet am 13. Juli, erst fünf Tage später ist ein neuer Gerichtstermin für Strauss-Kahn angesetzt. Die Vorwahlen sind für Oktober geplant.

Parteichef Désir sagte, Strauss-Kahn solle selbst entscheiden, ob er in das öffentliche Leben zurückkehren will. "Niemand hat die Absicht, jemanden von einer Kandidatur abzuhalten." Zuvor hatte bereits die bisherige Parteichefin Aubry bezüglich der Bewerbungsfristen gesagt: Niemand werde es wagen, ihm irgendeinen Kalender entgegenzuhalten.

"Ich wünsche mir, dass die ganze Wahrheit ans Licht kommt und dass die Arbeit der Justiz zu einem Ergebnis führt", sagte Désir in dem Interview mit dem Radiosender RTL, dem Fernsehsender LCI und der Zeitung Le Figaro. Er wünsche sich, dass Strauss-Kahn seine Ehre und seine Freiheit zurückbekomme. Désir kritisierte eine "internationale Medienkampagne", in der Strauss-Kahn "an den Pranger gestellt" worden sei. "Die Unschuldsvermutung wurde nicht respektiert."

Viele Linke setzen darauf, dass der 62-Jährige im kommenden Jahr doch noch gegen Sarkozy antritt. Vor seiner Verhaftung lag er in allen Umfragen deutlich vor dem konservativen Staatschef.

© Reuters/AFP/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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