SPD:Was Ude über Schröder sagte

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Der Münchner Alt-OB Christian Ude hat zuletzt im kalkulierten Tabubruch ganz gute Übung entwickelt. Nun soll er den Parteiausschluss von Gerhard Schröder gefordert haben. Aber stimmt das auch?

Von Frank Müller

Der Münchner Altoberbürgermeister Christian Ude ist in Sachen kalkulierter Tabubruch neuerdings ganz gut in Übung. Zuletzt erregte ein Buch des SPD-Mannes mit zugespitzten Thesen über die Flüchtlingspolitik so starkes Aufsehen, dass in München ein AfD-Kandidat Udes Buch-Cover auf sein Plakat druckte. So erschien es nicht völlig unglaubwürdig, als die Rhein-Neckar-Zeitung nun meldete, der Münchner Ex-OB habe den Parteiausschluss von Gerhard Schröder gefordert wegen dessen geplanten Aufsichtsratspostens beim russischen Ölkonzern Rosneft. "Ja, es sollte einen Parteiausschluss geben", habe Ude gesagt, als er in Lobbach im Rhein-Neckar-Kreis sein Buch bei einer Diskussionsveranstaltung vorstellte.

Nein, genau das habe er nicht gesagt, sagte Ude dagegen am Mittwoch der SZ. Seiner Schilderung nach hatte Ude einem Fragesteller lediglich darin zugestimmt, dass es innerhalb der SPD eine breite Debatte über Schröders Job gebe, und dann ausdrücklich gesagt: "Aber es geht doch nicht um Mitgliederrechte, sondern um die Vorbildfunktion, die ein Altbundeskanzler wahrzunehmen hat." Dass Schröder der nicht gerecht werde, sehen in der SPD bis hinauf zu Parteichef Martin Schulz allerdings viele so.

Zu den Merkwürdigkeiten des Falls zählt, dass Udes Auftritt schon vergangenen Freitag stattfand, die angebliche Ausschlussforderung aber erst am Mittwoch auch überregional Kreise zog, als bild.de und andere Medien die Nachricht übernahmen. Das wiederum überraschte Ude, bei dem sich nach eigener Aussage bis dahin niemand gemeldet hatte.

Dabei ist die Beziehung Schröder-Ude schon länger angespannt: Ude hatte einst öffentlich gegen Schröders Überlegungen gestänkert, die Gewerbesteuer zu Lasten der Kommunen zu reformieren. "Das hat keine demokratische Basis", sagte Ude im Jahr 2003. Lange her, zumindest außerhalb Münchens verblasst der Name Ude ein wenig. So stand in der Überschrift der Bild-Meldung nur, ein "SPD-Mann" habe den Ausschluss gefordert. Wenn Ude so etwas liest, kommt er sich womöglich leicht ausgeschlossen vor.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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