SPD:Unter Artenschützern

Der Europapolitiker Schulz will einen Job in Berlin. Nicht alle haben dort auf ihn gewartet. Ob das mal gut gehen kann?

Von Stefan Braun

Man kann Martin Schulz, den Präsidenten des EU-Parlaments, durchaus mögen. Seine Leidenschaft, seine Direktheit, seine kämpferischen Auftritte machen ihn zu einer Ausnahme in einer Welt, in der Politiker oft gestanzt daherreden. Schulz wirkt authentisch, er will er selbst bleiben. Das kann zwar auch zu Ärger führen, wenn Schulz wie nach der Brexit-Abstimmung im Zorn spricht. Aber der Mann ist unverstellt; das ist sein Markenzeichen.

Zurzeit allerdings lässt der frohgemute SPD-Politiker auf andere Weise aufhorchen. Zum einen wehrt er sich trotz gegenteiliger Zusage, nach der Hälfte der Amtszeit den Platz als EU-Parlamentspräsident zu räumen. Weil der Ämtertausch dennoch droht, bastelt Schulz an einer Ersatzkarriere in Berlin.

Das ist nicht verboten. Schulz' Ambitionen aber werden in der SPD nicht nur beklatscht werden. Der Mann aus Brüssel liebäugelt mit einem Platz an der Spitze des Auswärtigen Amts. Zugleich ist es in Berlin kein Geheimnis, dass es um das Verhältnis zwischen Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier nicht zum Besten bestellt ist. Da kündigt sich Streit an in einer SPD, die alles mögliche gebrauchen kann, nur nicht noch einen Konflikt in den eigenen Reihen. Es mag menschlich verständlich sein, dass einer wie Schulz um seinen ganz eigenen Artenschutz bemüht ist. Manchmal aber kann so etwas für alle schmerzhaft enden.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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