SPD:Überlebensfragen

Eine links, einer rechts, und alles wird wieder gut? Die Partei sollte sich von der Einführung einer Doppelspitze nicht zu viel versprechen. Was die Sozialdemokraten wirklich brauchen, ist die Klärung der fundamentalen Frage: Wer sind wir und was wollen wir?

Von Stefan Braun

Doppelspitze? Das klingt nach: Zusammen sind wir stark. Und erinnert an "Wann wir schreiten Seit an Seit". Dass die gebeutelte SPD ab sofort auf eine Doppelspitze setzen möchte, sollte niemanden wundern. Sie hat zu viele Männer und Frauen als Einzelkämpfer verschlissen; jetzt soll es ein Duo richten.

Bei vielen Sozialdemokraten dürfte überdies die Hoffnung mitschwingen, dass es der Partei auf diesem Wege gelingen möge, die Lager zu versöhnen. Nach dem Motto: Nehmen wir eine Kandidatin von links und einen Kandidaten von rechts, dann steht der alte Riese SPD wieder stabil auf zwei Beinen. Nichts indes wäre für die SPD gefährlicher als der Glaube, sie könnte weiterhin Regierung und Opposition zugleich sein. Sie muss sich entscheiden, muss fundamentale Fragen klären: Wer will sie sein? Mit wem will sie es sein? Was möchte sie nicht mehr sein? Und wo beginnen ihre roten Linien?

Will sie darauf Antworten, braucht sie klare Alternativen. Und die bekommt sie nicht mit Doppelspitzen, die in alle Richtungen gleichzeitig blinken. Ob Franziska Giffey und Stephan Weil (für einen Pragmatismus aus Überzeugung) oder Simone Lange und Kevin Kühnert (für einen leidenschaftlichen Linkskurs): Nur mit wirklichen Teams bekommt die Partei, was sie zum Überleben bitter benötigt- eine Richtungsentscheidung.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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