SPD:SPD leidet, der Reporter leidet mit

Bundesvorsitzender Gabriel und Genossen (Foto: dpa)

Die Partei steckt tief in der Krise. Die SPD-Leute fangen an, einem leidzutun.

Von Christoph Hickmann

Der erste Besuch im Willy-Brandt-Haus am Abend des 27. September 2009: Es war der Abend der Bundestagswahl, und was dort geschah, war symptomatisch für das, was einem in den Jahren danach immer wieder begegnen sollte.

Zum einen war da tiefe Trauer, waren da verzweifelte Menschen, die nicht glauben konnten, dass ihre Partei auf 23 Prozent abgestürzt war. Zum anderen war da überdrehter Jubel, als der Wahlverlierer Frank-Walter Steinmeier ankündigte, demnächst die SPD-Bundestagsfraktion führen zu wollen. Eine Partei der Extreme, so schien es. Und dabei blieb es.

Kluge Gedanken, krasse Tiefpunkte

Allerdings erlebte man in den Jahren danach vor allem negative Extreme: Wahlniederlagen, zumindest im Bund, schlechte Umfragewerte, Diskussionen über den Kurs und den Vorsitzenden. Und irgendwann ging es einem, wie es den meisten Reportern irgendwann geht: Die Leute, über die man ja eigentlich nur berichten, zu denen man Distanz halten soll, fangen an, einem leidzutun.

Es war offensichtlich, wie sie sich mühten, wie sie kluge Gedanken äußerten und zu Papier brachten, sich einsetzten, hofften - und doch immer wieder enttäuscht wurden.

Woran krankt die SPD? Verlust der Stammwählerschaft, die Erosion der Sozialdemokratie in ganz Europa oder haben die Probleme der SPD auch etwas damit zu tun, dass sie ein bisschen vorhersehbar ist?

Es war an der Zeit, sich einmal alles von der Seele zu schreiben, die Erlebnisse mit dieser zweifelnden, verzweifelnden Partei, in Wasserburgen und auf Spargelfahrten und im brandenburgischen Niemandsland.

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