SPD-Parteitag:Wenn Steinmeier spricht

Der Minister ist ein Minister, aber kein Kanzlerkandidat.

Von Christoph Hickmann

Ginge es nach den Anhängern der SPD, so hat es neulich eine Umfrage ergeben, dann würde Sigmar Gabriel nicht Kanzlerkandidat. Weit vor dem Parteivorsitzenden lag Frank-Walter Steinmeier, der Außenminister. Es ist gar nicht mal klar, ob Gabriel selbst das übermäßig schlimm fand. Schließlich hat er zwar kürzlich seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt, ist aber auch ein großer Zögerer und Zauderer, der zudem einschätzen kann, wie seine Chancen selbst gegen eine angeschlagene Angela Merkel stehen: nicht übermäßig gut.

Diejenigen allerdings, die nun am liebsten schon wieder eine zweite Kanzlerkandidatur Steinmeiers herbeifaseln würden, haben sich hoffentlich am Donnerstag dessen Rede zum Auftakt des SPD-Bundesparteitags angehört. Was der Außenminister zu seinem Fachgebiet, der Außenpolitik, vortrug, war inhaltlich so solide wie gewohnt - und zugleich, obwohl es kaum ein fesselnderes Thema gibt als die internationalen Verwicklungen, so wenig fesselnd wie eh und je.

Man fühlte sich an den Wahlkampf 2009 erinnert, in dem sich Steinmeier, damals ebenfalls ein beliebter Außenminister, redlich mühte, am Ende aber 23 Prozent einfuhr. Mag sein, dass Gabriel kaum erfolgreicher wäre. Die Alternative zu ihm aber, so es sie denn gibt, heißt jedenfalls nicht Steinmeier. Mal abgesehen davon, dass der sich eine Kandidatur wohl kaum noch einmal antun würde.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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