SPD nach der Wahl:Der tiefe Fall der Ute Vogt

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Offenbar hatte sie keine Ahnung, wie unpopulär sie geworden war - Ute Vogt, eine der bekanntesten Politikerinnen Baden-Württembergs. Nach ihrem schlechten Wahlergebnis tritt die SPD-Landeschefin zurück.

Bernd Dörries

Die Plakate von Ute Vogt stehen noch immer an vielen größeren Kreuzungen in Stuttgart herum. Sie zeigen eine Frau mit Grübchen und praktischer Frisur und bleiben vielleicht sogar länger in der Stadt als Ute Vogt selbst.

Sie ist eine der bekanntesten Politikerinnen dieses Landes, worauf ihre Genossen in den Tagen vor der Wahl immer wieder hingewiesen haben. Spätestens seit Sonntag muss nun aber auch Vogt, 44, klar sein, dass die Leute sie zwar kennen, aber nicht mehr sonderlich mögen: Im nicht unsozialdemokratischen Wahlkreis Stuttgart I erhielt sie lediglich 18,0 Prozent, was eine ziemliche Katastrophe ist.

Am Mittwochabend hat Vogt den Genossen ihren Rückzug vom Landesvorsitz erklärt. Es ist eine weitere Episode in der Geschichte vom Fall der Ute Vogt, am Anfang war die Geschichte noch tragisch, jetzt ist sie nur noch lang. Auch in ihrer Partei gibt es viele, die nicht wissen, warum sie das tut, noch mal als einfache Abgeordnete nach Berlin zu gehen.

Es kann recht schnell gehen in einem Bundesland, in dem die Personaldecke der SPD dünn ist. Eine Zeitlang Juso, ein wenig Kommunalpolitik und Arbeit im Landesvorstand - und schon war Vogt 2001 die Spitzenkandidatin im Landtagswahlkampf.

Und es funktionierte auch gut, die damals 36-Jährige mit den vielen Locken war auf erfrischende Weise nicht so wie Erwin Teufel, der ältere Herr mit diesen vielen Prinzipien. Vogt erreichte mit 33,3 Prozent ein ziemlich gutes Wahlergebnis. Danach lief vieles schief, was nicht allein Vogt zuzuschreiben ist. Gerhard Schröder fand, dass für eine erfolgreiche Sozialdemokratin auch Platz in Berlin sei, und so wurde Vogt stellvertretende Bundesvorsitzende und Staatssekretärin im Innenministerium von Otto Schily. Letzteres bedeutete, dass sie vielleicht mal eine Grußbotschaft beim Sportverband verlesen durfte.

Gleichzeitig fragten sich die Genossen in der Heimat, was ihnen denn eine Landesvorsitzende bringe, die dauernd in Berlin sei oder bei den Sportvereinen. Was Ute Vogt denn überhaupt vorhabe mit dem Land, was für Ideen die ihren seien. Bei der Landtagswahl 2006 verlor Vogt jene Punkte, die sie davor gewonnen hatte und kam nur noch auf 25,2 Prozent. Der Charme der frühen Jahre, das Überraschende war weg, und es war nichts an seine Stelle getreten.

Sie war nun nicht mehr stellvertretende Bundesvorsitzende und auch keine Staatssekretärin. Sie wurde Fraktionschefin im Stuttgarter Landtag, einer Ansammlung von meist männlichen und oft schlecht gelaunten Menschen, die nicht nur gegen die CDU Politik machten, sondern auch gegen Vogt.

Anfang 2008 trat sie als Fraktionschefin zurück und glaubte, noch länger Landeschefin bleiben zu können. Nach den 18 Prozent kann sie das nun auch nicht mehr. Die Tage im Wahlkampf zeigten, dass Vogt offenbar keine Ahnung von ihrer Unpopularität hatte.

Der Grünen-Chef Cem Özdemir, der im selben Wahlkreis antrat, versuchte Vogt vor der Wahl zu überreden, dass sie für die Erststimme ihn empfehle. Vogt habe ohnehin einen sicheren Listenplatz, er aber die besseren Chancen auf ein Direktmandat, was auch einen Erfolg der CDU verhindern würde. Vogt hat letztlich Özdemir verhindert. Viel mehr Ergebnisse ihres Wirkens lassen sich nicht berichten aus der jüngsten Zeit.

© SZ vom 01.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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