Spanien:101 Verletzte bei Protesten in Madrid

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Allein in Madrid wurden etwa 1700 Polizisten für die Kundgebung abgestellt, an der Zehntausende Menschen aus ganz Spanien teilnahmen. (Foto: REUTERS)

Zehntausende Menschen aus ganz Spanien haben bei einem der größten Proteste gegen die Sparpolitik der Regierung demonstriert, der Protest in Madrid endete mit Gewalt. Bei Ausschreitungen sollen mindestens 101 Menschen verletzt und 24 festgenommen worden sein.

Im Anschluss an eine Protestkundgebung gegen die Sparpolitik der konservativen Regierung in Spanien ist es in Madrid zu schweren Ausschreitungen gekommen. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei sind nach Angaben von Rettungskräften 101 Menschen verletzt worden, darunter 67 Polizeibeamte. Die Behörden hatten zuletzt von 71 Verwundeten und 17 Festnahmen gesprochen. Mindestens 24 mutmaßliche Randalierer sind einem Polizeisprecher zufolge festgenommen worden.

Die Zwischenfälle hatten sich nach einer der größten Demonstrationen seit Monaten gegen die Politik der Madrider Regierung ereignet, an der nach Polizeiangaben 36.000 Menschen teilnahmen; laut der Tageszeitung El País haben die Behörden die ursprüngliche Teilnehmerzahl von 50.000 herunterkorrigiert. Die Polizisten gingen demnach gegen mehrere Dutzend Jugendliche vor, die Wurfgeschosse auf Beamte geschleudert hatten. Die jungen Demonstranten errichteten Barrikaden aus Absperrgittern, zündeten Mülltonnen an und schlugen die Fensterscheiben einer Bank ein. Einige bauten auf einer Hauptstraße im Zentrum Zelte auf und kündigten an, bleiben zu wollen.

Demonstranten waren seit Wochen zu Fuß nach Madrid unterwegs

Zuvor waren mehrere Demonstrationszüge aus verschiedenen Teilen Spaniens in Madrid eingetroffen. Auf Plakaten forderten die Kundgebungsteilnehmer unter anderem "Die Krise sollen die Banker zahlen" und "Keine Kürzungen". Die Proteste standen unter dem Slogan: "Brot, Arbeit und Wohnung für alle". Gewerkschaften sowie linksgerichtete Studentenverbände und Bürgerinitiativen hatten in mehreren Städten Spaniens zu "Märschen der Würde" aufgerufen, um angesichts der hohen Arbeitslosigkeit gegen Sozialkürzungen und Verarmung sowie für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit mobil zu machen.

Viele der Demonstranten waren bereits seit Wochen zu Fuß nach Madrid unterwegs gewesen, um den "sozialen Notstand" im Land anzuprangern. Für die anderen hatten die Organisatoren hunderte Busse und mindestens vier Sonderzüge gemietet. Der Staat stellte 1700 Polizisten ab.

Spanien ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Das Land leidet noch immer unter den Folgen der 2008 geplatzten Immobilienblase und steckte seit Ende 2011 in der Rezession. Das damals vom konservativen Regierungschef Mariano Rajoy auf den Weg gebrachte Sparprogramm, mit dem die Schuldenlast verringert und das Vertrauen in den Bankensektor wieder hergestellt werden sollte, brachte keine langfristigen Erfolge. Zwar besserte sich zuletzt die Lage und das Land entkam Ende vergangenen Jahres nach Einschätzung der Zentralbank der Rezession. Die Arbeitslosigkeit verharrt jedoch weiter auf sehr hohem Niveau bei rund 26 Prozent.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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