Spanien:Eins, zwei, drei, in Spanien Keilerei

(Foto: N/A)

Im Wahlkampf darf fast jeder zur Politrunde antreten. Wenn dabei mal die Fetzen fliegen, kommt das aber gar nicht so gut an.

Von Thomas Urban

Es war fast wie eine Dauerwerbesendung. Die aber nicht immer Werbung für die Politik machte. Vor den spanischen Parlamentswahlen im Dezember gab es gleich vier verschiedene Politrunden in verschiedenen Sendern und Formaten: alle kleineren Parteien; dann die Chefs der beiden Aufsteiger, der liberalen Ciudadanos und der linksalternativen Gruppierung Podemos. Danach die Spitzenleute der vier größten Parteien. Schlagzeilen aber machte nur das allerletzte Duell: Premier Mariano Rajoy gegen den sozialistischen Oppositionsführer Pedro Sánchez. Dieser pöbelte gegen Rajoy, nannte ihn einen "Lügner" - der keilte zurück, nannte Sánchez "schäbig und niederträchtig". Gebracht haben die Ausbrüche beiden nichts, ihre Parteien haben kräftig verloren. Die traditionsbewussten Spanier erwarten nämlich, dass ihre Politiker würdevoll und beherrscht auftreten. Das ist den Meinungsforschern zufolge in den heutigen Krisenzeiten wichtiger als geschliffene Argumentation oder geistreicher Witz. Doch gibt es in den Augen der Politologen auch in der Vergangenheit kein Beispiel dafür, dass eine einzige Debatte wahlentscheidend gewesen wäre. Eher hat die direkte Konfrontation die bisherigen Bilder, die die Wähler von den Spitzenkandidaten hatten, stets weiter verfestigt.

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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