Somalia:Mogadischu-Attentäter lebte offenbar in Bonn

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Ein Mann steuert ein Auto mit Sprengstoff in ein Hotel in Somalias Hauptstadt. Nun stellt sich heraus: Er war wohl Deutscher.

Den jüngsten Selbstmordanschlag in der somalischen Hauptstadt Mogadischu mit 18 Toten und mehr als 30 Verletzten soll ein Islamist verübt haben, der einige Zeit in Deutschland gelebt hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sei der Attentäter der 1985 in Libyen geborene Abdirazak B., der früher in Bonn lebte, hieß es am Dienstag aus deutschen Sicherheitskreisen. Der Mann sei kein deutscher, sondern libyscher und somalischer Staatsbürger gewesen. Er habe zur Bonner Islamisten-Szene gehört; die Stadt gilt als Hochburg der Islamisten in Deutschland. Im Jahr 2008 oder 2009 wurde Abdirazak B. offenbar einmal an der Ausreise aus Deutschland gehindert, weil der Verdacht bestand, dass er sich dem bewaffneten Kampf von Islamisten in anderen Ländern anschließen würde. 2012 gelang ihm dann die Ausreise, wohl zunächst nach Ägypten und später weiter nach Somalia.

Bei dem Anschlag am Sonntag hatte der Attentäter ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in das Luxus-Hotel Jazeera Palace gesteuert und sich in die Luft gesprengt. In dem Hotel, das neben Büros der Vereinten Nationen direkt an der Straße zum Flughafen liegt, verkehren vor allem Diplomaten, Vertreter internationaler Hilfsorganisationen und Regierungsbeamte. Zu dem Anschlag hatte sich die islamistische Al-Shabaab-Miliz bekannt. Sie kämpft gegen die westlich orientierte Regierung Somalias um die Vorherrschaft im Land und terrorisiert die Bevölkerung mit Anschlägen. Auch für Anschläge im Nachbarland Kenia sind die sunnitischen Extremisten verantwortlich. Anders als bei der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gibt es bei al-Shabaab eher selten ausländische Kämpfer. Es sollen sich aber mehrere Islamisten aus Deutschland der Gruppe angeschlossen haben. Somalia hatte seit dem Sturz von Diktator Siad Barre 1991 keine funktionierende Regierung mehr, die das ganze Land unter Kontrolle hat.

© SZ vom 29.07.2015 / DPA, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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