Solingen:Taten nach den Worten

Im Gedenken an den brutalen Mordanschlag vor 25 Jahren wurde viel Richtiges gesagt. Nur muss auch so gehandelt werden.

Von Ferdos Forudastan

Gewiss, in Solingen und Düsseldorf sind am Dienstag wichtige Worte im richtigen Rahmen gefallen. Es war wichtig, dass die Bundeskanzlerin beim Gedenken an den rassistischen Brandanschlag von Solingen daran erinnert hat, wie oft auch heute Menschen von Rechtsextremisten angegriffen werden; wichtig war, dass sie wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident zum Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit aufgerufen hat.

Gut war auch, dass der türkische Außenminister für ein friedliches Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft geworben hat. Und besonders wichtig waren die bewegenden Worte gegen Hass und Rache, gesprochen von Mevlüde Genç, der Mutter, Großmutter und Tante der fünf Todesopfer.

Allerdings wird das Gedenken verpuffen, wenn den Worten die falschen Taten folgen. Fremdenfeindlichkeit fällt nicht vom Himmel. Sie wächst und gedeiht in einem Klima, für das besonders Politiker verantwortlich sind. Wer wie etliche AfD-Abgeordnete, aber auch manche Amts- und Mandatsträger anderer Parteien die Angst vor Asylsuchenden schürt, wer den Eindruck erweckt, der Islam bedrohe dieses Land, der ist mitverantwortlich für genau die rassistischen Anschläge, vor denen die Redner am Dienstag gewarnt haben.

© SZ vom 30.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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