Social-Media-Follower:Ronaldos Bots

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Er feiert am liebsten sich selbst: Cristiano Ronaldo traf nicht beim 2:0-Sieg Portugals gegen Uruguay in der Vorrunde der WM. (Foto: Virginie Lefour/Imago)

Seit Elon Musk Twitter gekauft hat, gibt es eine Debatte um Fake-Follower in sozialen Netzwerken. Wie sieht das bei WM-Stars und anderen Promis aus?

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Natürlich ist es Cristiano Ronaldo egal, wie viele Menschen ihm letztlich genau auf sozialen Medien folgen. Also war die Meldung, dass es bei Instagram nun mehr als 500 Millionen sind, keine große Sache für ihn. Zumindest keine so große wie die Tatsache, dass der Hightech-Ball bei der Fußball-WM gewagt hatte zu behaupten, nicht von Ronaldos Haar berührt worden zu sein - und das Tor gegen Uruguay einem Mitspieler zugeschrieben wurde. Für Cristiano Ronaldo ist wichtig, dass Cristiano Ronaldo ihn liebt. Ganz grundsätzlich muss gesagt werden: Möge jede Person jemanden finden, von dem sie so geliebt wird, wie Cristiano Ronaldo von Cristiano Ronaldo geliebt wird.

Es sind derzeit 507 Millionen Accounts, die den Instagram-Kanal von Cristiano Ronaldo abonniert haben. Er ist der Social-Media-Star dieser WM, die offiziell in Katar stattfindet. Weil viele Fußballfans auf der ganzen Welt jedoch der Ansicht sind, dass man zum Fußballgucken nun wirklich nicht nach Katar fahren muss - weshalb in Katar Leute in Teilnehmer-Trikots gestopft werden, die ganz sicher nicht aus diesen Ländern eingereist sind -, ist dies auch eine Social-Media-WM. Und da entscheidet die Anzahl der Follower über Erfolg.

"Das beste Live-Erlebnis gibt es bei Twitter", stellte Elon Musk fest. Eine forsche Aussage, die man nicht allzu ernst nehmen muss. Freilich machte Musk da Werbung für seine eigene Firma, und zum anderen: Möge jeder Mensch jemanden finden, von dem er so toll gefunden wird, wie Elon Musk von Elon Musk toll gefunden wird.

Eine der wichtigsten Missionen von Musk bei Twitter laut Musk: das Entfernen so genannter Bot-Accounts, also jener, die nicht von Menschen, sondern von Maschinen mit Inhalten befüllt werden. Da müsse man was tun, sagt er. Und dazu müsse man rausfinden, wie viele dieser Bots es überhaupt gebe - ob bei Twitter, Instagram oder in anderen Netzwerken.

Die Firma Scam.Info hat das mit dem Fake-Account-Analysetool Modash getan, sie hat Listen erstellt und in Promi-Kategorien unterteilt: Wer hat die meisten Bots-Follower? Auf Platz eins der WM-Kicker demzufolge: Cristiano Ronaldo. Gut ein Viertel seiner Abonnenten bei Instagram seien Roboter. Bei Lionel Messi sind es 86,6 von 372 Millionen Accounts, bei Kylian Mbappé 15,1 von 73,2 Millionen. Das sind mehr Mbappé-Fakes, als Thomas Müller überhaupt Abonnenten hat: 11,8 Millionen, davon 28 Prozent Fake.

Die Top drei bei Nicht-Fußball-Promis nach Prozent: Model Gigi Hadid (28,9), Musiker Justin Timberlake (29,2), Hadid-Schwester Bella (30,8). Der wunderbar witzige Influencer Khabi Lame dagegen kommt auf gerade mal 14 Prozent Fakes. In absoluten Zahlen über alle Promisparten hinweg liegt Sängerin Selena Gomez auf Platz drei (93,8 Millionen); vor ihr sind Unternehmerin Kylie Jenner (101,3 Millionen) und natürlich Cristiano Ronaldo mit seinen 124,8 Millionen Fake-Followern.

Die Frage ist freilich, ob Cristiano Ronaldo diese Analyse interessiert. Wenn seit der peinlichen Tor-Debatte bei der WM eines gewiss ist über Ronaldo, dann dies: Was echt ist und was Fake, ob Tore oder Fans, bei dieser Frage zählt für Cristiano Ronaldo nur die Meinung von Cristiano Ronaldo.

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