Slowakei:Asyl-Rassismus

Wie die Regierung in der Flüchtlingskrise Fremdenhass sät.

Von Cathrin Kahlweit

Keine Muslime, sondern nur Christen. Keine Männer, sondern lieber Familien. Keine Wirtschaftsflüchtlinge, sondern nur "echte" Asylbewerber. Wenn es möglich wäre, sich die passenden Flüchtlinge in Europa regelrecht zu bestellen, wäre die Auswahl wohl ziemlich eindeutig: junge, alleinstehende, traumatisierte Muslime ohne Schul- oder Berufsausbildung und ohne zumindest rudimentäre Englischkenntnisse wären vermutlich am schwersten vermittelbar.

Die slowakische Regierung, die im Rahmen des EU-Umverteilungsplans für Asylbewerber aus den überfüllten südeuropäischen Lagern angekündigt hat, man ziehe Christen vor, hat jetzt genau das ausgesprochen. Zuvor hatte schon Premier Robert Fico gewarnt, es könnten sich womöglich IS-Terroristen unter die Flüchtlinge schmuggeln, deshalb wolle man keine Muslime im Land. Die Bevölkerung hört das gern, zumal in der Slowakei schon lange Klage geführt wird, man könne ja nicht einmal die Roma einigermaßen integrieren, wie das denn dann mit anderen Minderheiten gehen solle.

Besser, als Fremdenhass zu säen und allfällige Vorurteile weiterzutragen, wäre es allerdings, wenn die Politiker den Slowaken endlich klarmachen würden, dass jede Gesellschaft an ihren Herausforderungen wächst und von anderen Kulturen profitiert. Offenheit, Toleranz und Solidarität sind Werte, die man lernen kann - auch von Muslimen.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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