Skandalprozess um Bo:Chinesische Politiker-Ehefrau soll Giftmord gestanden haben

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Mord nach einem Nervenzusammenbruch: Medienberichten zufolge hat die Ehefrau des abgesetzten chinesischen Spitzenpolitikers Bo Xilai zugegeben, den britischen Geschäftsmann Neil Heywood getötet zu haben. Ein Hausangestellter soll gestanden haben, ihr dabei behilflich gewesen zu sein.

Die Ehefrau des abgesetzten chinesischen Spitzenpolitikers Bo Xilai (63) hat nach Medienberichten den Mord an einem britischen Geschäftsmann zugegeben. Gu Kailai habe einen Nervenzusammenbruch als Auslöser für ihre Tat genannt, berichtete die britische BBC am Freitag unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Xinhua.

Gu Kailai und ihr Ehemann Bo Xilai (Archivbild): Kurzer Prozess gegen die Gatting des Ex-Politikers. (Foto: dapd)

Demnach hat sich die 53-Jährige für die Tragödie entschuldigt und erklärt, dass sie jeder Strafe ruhig entgegen sehe. Auch ihr mitangeklagter Hausangestellter Zhang Xiaojun habe in der Gerichtsverhandlung am Donnerstag den "vorsätzlichen Mord" an dem britischen Geschäftsmann Neil Heywood im vergangenen November gestanden, hieß es weiter.

Am Donnerstag hatte es lediglich geheißen, Gu und Zhang hätten der Anklage nicht widersprochen. Details über die Verhandlung waren allerdings erst nach und nach an die Öffentlichkeit gedrungen, da Medienvertreter die Aussagen nicht verfolgen durften.

Auch der Polizeichef muss vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft hatte der Gattin des ehemaligen Spitzenfunktionärs der kommunistischen Partei Bo Xilai innerhalb nur eines Tages den Prozess gemacht. Die Ankläger waren davon überzeugt, dass Gu den britischen Geschäftsmann Neil Heywood vergiftet hat, weil sie um die Sicherheit ihres Sohnes gefürchtet habe. Hintergrund soll ein Streit um Geld gewesen sein. Heywood war ein alter Freund der Familie. Gu könnte zum Tode verurteilt werden, was Beobachter aber für unwahrscheinlich halten.

Einen Termin für die Urteilsverkündung gibt es noch nicht. Einen Tag nach dem Giftmordprozess gegen Gu mussten sich am Freitag vier ranghohe Polizeioffiziere vor Gericht verantworten. Sie sollen der 53-jährigen Gu Kailai dabei geholfen zu haben, die Ermordung des britischen Geschäftsmannes Neil Heywood im vergangenen November zu vertuschen. Nach Medienberichten vom Freitag wurde ihnen in dem Prozess in der ostchinesischen Stadt Hefei Rechtsbeugung und Begünstigung zur Last gelegt.

Polizeichef wartet auf den Prozess

Bereits vor der Mordanklage gegen seine Frau war Bo Xilai wegen Korruptionsverdachts als Parteichef der 30-Millionen-Metropole Chongqing abgesetzt worden. Danach verlor er auch seinen Sitz im mächtigen Politbüro. Der Fall hat Chinas Kommunistische Partei in die schwerste Krise seit dem Machtkampf im Vorfeld der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung im Jahre 1989 gestürzt. Bislang ist unklar, ob auch gegen Bo juristische Schritte eingeleitet werden.

Nach Medienberichten aus Hongkong soll nächste Woche auch dem früheren Polizeichef von Chongqing, Wang Lijun, vor Gericht gestellt werden. Dieser war jahrelang Bos Verbündeter gewesen, hatte aber im Februar die Affäre ans Licht gebracht. Wang war damals kurzzeitig in das US-Konsulat der Stadt Chengdu geflohen und hatte dort von dem Mordverdacht gegen Bos Frau berichtet. Er soll sich danach der Polizei gestellt haben. Ihm werde Verrat zur Last gelegt, hieß es.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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