Skandal um Gu Kailai:Mordprozess gegen Ehefrau von Bo Xilai wird zur Belastungsprobe

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Im Fall Gu Kailai geht es um weit mehr als eine Mordanklage: Der Skandal um den einstigen Polit-Star Bo Xilai und seine Ehefrau ist längst zu einer Gefahr für das Machtgefüge in China geworden. Der Prozess ist nach nur einem Tag zu Ende, das Urteil steht noch aus.

Seit Monaten beherrscht das Thema die chinesischen Medien: der Sturz des einstigen Hoffnungsträgers der Kommunistischen Partei, Bo Xilai, und der Mordverdacht gegen seine Ehefrau. Längst hat sich der Fall von einer Affäre zu einer Gefahr für das Machtgefüge in China ausgewachsen. Nun ist unter strengen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen Gu Kailai nach wenigen Stunden zu Ende gegangen.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen: Die Polizei bewacht das Gebäude des Volksgerichtshofs in Hefei, wo der Prozess gegen Gu Kailai begonnen hat. (Foto: AP)

Ein Vertreter des Gerichts sagte, Gus von den Justizbehörden gestellte Verteidigung habe der Mordanklage "nicht widersprochen". Wann ein Urteil folgen wird, teilte das Gericht nicht mit. Der 53-jährigen Anwältin und ihrem Hausangestellten Zhang Xiaojun wird die Ermordung des britischen Geschäftsmannes Neil Heywood im November vergangenen Jahres vorgeworfen. Sie müssen sich vor dem Mittleren Volksgerichtshof in der ostchinesischen Stadt Hefei verantworten.

Die Verhandlung findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Dutzende Polizisten und Sicherheitskräfte in Zivil überwachen die Zugänge zum Gericht, Spezialfahrzeuge der Polizei parken vor dem Gebäude. Internationale Medien sind zu dem Verfahren nicht zugelassen. Zwei britischen Beamten wurde nach Angaben der britischen Botschaft jedoch die Teilnahme an dem Gerichtsverfahren erlaubt.

Kritiker befürchten politischen Schauprozess

Der Kriminalfall und der Sturz von Bo Xilai sind für die Kommunistische Partei Chinas zu einer Belastungsprobe geworden. Die Vorbereitungen für den im Herbst geplanten Generationswechsel an der Spitze der Partei sind durcheinandergeraten. Die Staatsmedien nannten das Verfahren auch einen Test für die Rechtsstaatlichkeit Chinas. Kritiker sprechen dagegen von einem politischen Schauprozess.

Bo Xilai war im März dieses Jahres als Chef der Kommunistischen Partei in Chongqing abgesetzt worden. Am 11. April verlor der charismatische Politiker seinen Sitz im Politbüro der Partei, während seine Frau am selben Tag unter Mordverdacht festgenommen wurde. Gu Kailai und Zhang Xiaojun werden beschuldigt, den Briten Heywood in einem Luxushotel vergiftet zu haben. Er war im November in einem Hotelzimmer in der Millionenstadt Chongqing tot aufgefunden worden.

Gu Kalai und ihr Sohn Bo Guagua hatten nach Angaben der Ermittler mit dem Geschäftsmann Streit um Geld. Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua fürchtete Gu, dass die Sicherheit ihres Sohnes gefährdet sei.

Bei einer Verurteilung drohen Gu mehr als zehn Jahre Haft. Die 53-Jährige könnte auch zum Tode verurteilt werden, dies gilt aber als unwahrscheinlich. Beobachter rechnen mit einem Schuldspruch.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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